Römischer Weinkelterfund an Nahe / Glan : neue Perspektiven zu den Anfängen der deutschen Weinbaugeschichte : Interview von 10. Märs 2025
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Faszinierender Römischer Weinkelterfund an Nahe/Glan
Neue Perspektiven zu den Anfängen der deutschen Weinbaugeschichte
Der Fund einer römischen Weinkelter am Zusammenfluss von Nahe und Glan ist aus
weinkulturgeschichtlicher Sicht als eine Sensation zu bewerten. In einem Gespräch
mit dem Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates der Gesellschaft für
Geschichte des Weines, Dr. Rudolf Nickenig, erläutert der renommierte Historiker
Prof. Dr. Michael Matheus, wie er zu seiner Bewertung der Ausgrabung als römische
Kelteranlage kam, welche Probleme es bei der Erhaltung und Sicherung des Fundes
gibt, und welche Chancen für die Weinkultur und Weintouristik bestehen.
Dieser römische Weinkelterfund, so Matheus, erhärtet die bisher nicht zu
beweisende Vermutung, dass die Römer auch in der näheren Umgebung von Mainz,
nicht nur im Rheintal, sondern auch an den Nebenflüssen Nahe und Glan Weinbau
betrieben haben. Der mit archäologischen Kelterfunden vertraute und zu diesem
Thema ausgewiesene Wissenschaftler appelliert auch aufgrund der Erfahrungen mit
dieser Fundstätte, dass bei zukünftigen Grabungen im Bereich römischer Landvillen
sensibler auf weinhistorische Relikte geachtet wird.
In einem ausführlichen Interview (s.www.geschichte-des-weines.de/Roemer-
Weinkelter-Nahe.pdf) erläutert Matheus die wissenschaftlichen Methoden, die zur
Beweisführung bei der Identifizierung der römischen Kelteranlage eingesetzt wurden.
Im Vergleich zu Ausgrabungen an der Mosel in den 1970er Jahren stehen heute
modernste archäobotanische, -chemische und materialwissenschaftliche Analysen
zur Verfügung, die nicht nur eine zeitliche Einordnung, sondern auch Bestimmung
des Verwendungszweckes von Materialien, wie z. B. von Estrichen in Behältern,
erlauben. Auf dieser Grundlage gelang der Nachweis, dass es sich in Odernheim um
eine römische Weinkelteranlage handelt. Außerdem vergleicht Matheus bisherige
römische Weinkelterfunde an der Mosel, in Ungstein (Pfalz) und in Italien wie in Rom
an der Via Appia Antica.
Spannend für die Weinbranche und für die Weinkulturfreund*innen sind vor allem die
weinkulturgeschichtlichen Konsequenzen und Chancen, die sich aus dem Fund
ergeben. Vieles spricht dafür, dass die Ausbreitung des Weinbaus in den deutschen
Weinbaugebieten anders verlief als bisher angenommen. Für die Weinbauregion an
Nahe und Glan, die unmittelbar an Rheinhessen grenzt und historisch zur Nordpfalz
zählte, kann der archäologische Weinkelterfund zu einem weintouristischen „Pfund“
werden, wenn man die überraschend gefundene Chance erkennt und nutzt!