Welchen Nutzen bringen Gesundheits-Apps für die Primärversorgung? : Ergebnisse einer Befragung von Allgemeinmedizinern

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Abstract

HINTERGRUND Aufgrund einer stetig steigenden Verfügbarkeit und Nutzung von Gesundheits-Apps stellt sich die Frage, wie diese sich so ins Gesundheitswesen integrieren lassen, dass positive Effekte bei Prävention und Therapie erzielt werden können. ZIEL DER ARBEIT Die Studie geht der Frage nach, welche Einstellungen Hausärzte in Bezug auf Gesundheits-Apps vertreten, welche Einsatzpotenziale sie wahrnehmen und unter welchen Voraussetzungen Apps stärker in die Patientenversorgung einbezogen werden können. MATERIAL UND METHODEN Aufbauend auf einer Vorstudie wurden zwischen Januar und März 2020 insgesamt 1070 Hausärzte in Hessen schriftlich-anonymisiert befragt. Neben der deskriptiven Analyse kam eine Faktorenanalyse zum Einsatz. Zudem wurde ein t‑Test bei unabhängigen Stichproben durchgeführt. ERGEBNISSE Unter den Befragten zeigen sich unterschiedliche Einstellungs- und Erfahrungscluster in Bezug auf den Nutzen von Gesundheits-Apps. Während positiv eingestellte Ärzte (35 %) Motivations- und Compliancevorteile hervorheben, sind skeptische Ärzte (44 %) misstrauisch in Bezug auf die Datensicherheit und Zuverlässigkeit von Apps sowie rechtliche Fragestellungen und haben Sorge vor einer Mehrbelastung. Gleichwohl nimmt eine klare Mehrheit sinnvolle Einsatzpotenziale für Gesundheits-Apps wahr, wenn es um lebensstilunterstützende Funktionen geht (66 %/85 %). Bei Patienten, die Apps einsetzen, beobachten 55 % der Befragten positive Beiträge zur Gesundheitsvorsorge und/oder Genesung. Obwohl die meisten Ärzte bislang eher zurückhaltend sind, Apps zu empfehlen, ist für einen großen Teil (72 %) vorstellbar, solche in Zukunft (stärker) in die Versorgung einzubeziehen. SCHLUSSFOLGERUNG Trotz der positiver Effekte, die Gesundheits-Apps für Prävention und Therapie haben können, bestehen bei vielen Hausärzten Vorbehalte hinsichtlich der Überschaubarkeit, Transparenz und Sicherheit von Apps. Diese Bedenken sollten verstärkt adressiert werden, um die richtigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration von Gesundheits-Apps in die primärärztliche Patientenversorgung zu schaffen (u. a. verbindliche Datenschutz- und Qualitätsstandards, klare Rechtslage in Bezug auf die Anwendung, Schulungen, Tools zur Übersicht und Einordnung).

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Prävention und Gesundheitsförderung, 16, Springer, Berlin u.a., 2021, https://doi.org/10.1007/s11553-020-00797-7

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