90 Minuten Mathematikunterricht bei gleichbleibender Unterrichtsqualität? : Analysen zur zeitlichen Stabilität und Generalisierbarkeit von Ratings zur Unterrichtsqualität im 2. Schuljahr
Date issued
Authors
Editors
Journal Title
Journal ISSN
Volume Title
Publisher
License
Abstract
Studien für die Sekundarstufe zeigen, dass nicht zwangsläufig von der Qualität einer beobachteten Stunde einer Lehrperson auf die Qualität einer anderen Stunde geschlossen werden kann. Anhand sogenannter Generalisierbarkeitsstudien (G-Studien) konnte vor allem für die kognitive Aktivierung aufgezeigt werden, dass die Ausprägungen zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden einer Lehrperson (bei gleicher Klasse) stark variieren (hoher stundenspezifischer Varianzanteil) und somit situationale bzw. kontextuelle Einflussfaktoren eine größere Rolle spielen als bislang angenommen, mit der Konsequenz, dass deutlich mehr Stunden für eine hinreichend zuverlässige Beobachtung der kognitiven Aktivierung notwendig sind. Für die Grundschule mangelt es bislang an entsprechenden Studien zur Analyse der zeitlichen Stabilität und Generalisierbarkeit der Unterrichtsqualität bzw. es werden lediglich Korrelationskoeffizienten als Hinweis zur Stabilität der Ausprägungen der einzelnen Basisdimensionen berichtet. Solche Korrelationskoeffizienten können jedoch nicht im Sinne einer zeitlichen Stabilität der Unterrichtsqualitätsmerkmale interpretiert werden, da sie mit anderen Faktoren konfundiert sind. Im vorliegenden Beitrag wird aus diesem Grund für die drei Basisdimensionen der Unterrichtsqualität untersucht, inwieweit sich die Unterrichtsqualität in einer Doppelstunde zur „Einführung in die Multiplikation“ (2. Schuljahr) in Abhängigkeit von dem Beobachtungszeitpunkt (1. Stunde vs. 2. Stunde einer 90-minütigen Unterrichtseinheit) unterscheidet. Grundlage bilden Videoaufzeichnungen von 36 Lehrpersonen. Die Ergebnisse zeigen – ähnlich wie für die Sekundarstufe – Unterschiede in der zeitlichen Stabilität je nach untersuchtem Unterrichtsqualitätsmerkmal. Im Unterschied zu den Ergebnissen aus der Sekundarstufe weist vor allem die Klassenführung eine höhere Variation in den Ausprägungen zwischen den zwei Teilstunden einer Lehrperson auf. Die Ergebnisse der explorativen D‑Studien legen nahe, dass für eine hinreichend reliable Erfassung der Klassenführung sowie der kognitiven Aktivierung in der Grundschule mindestens drei und für das Unterrichtsklima zwei Unterrichtsstunden einer Lehrperson benötigt werden.
Description
Keywords
Citation
Published in
Unterrichtswissenschaft, 49, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2021, https://doi.org/10.1007/s42010-020-00086-4