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Authors: Kirchen, Matthias Emmanuel Taliesin
Title: Die heimliche Macht der Eschatologie : der Sinnzusammenhang von Religion und Herrschaft im Prager Frieden von 1635
Online publication date: 19-Jun-2018
Year of first publication: 2018
Language: german
Abstract: Die Dissertation untersucht auf der Basis systemtheoretischer Überlegungen in Bezug auf Kommunikationsstrukturen den immer wieder vermuteten Zusammenhang von Religion und Herrschaft anhand des Prager Friedens von 1635. Sie vertritt die These, dass Eschatologie, verstanden als symbolisch generalisierendes Kommunikationsmedium, einen religiös-herrschaftspraktischen Sinnzusammenhang schmiedet. In der geschichtswissenschaftlichen Diskussion wird der Prager Frieden oftmals als der Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges weg von einem Religionskonflikt hin zu einem reinen Machtkonflikt betrachtet. Gerade die Phase nach 1635 wird oftmals als Mächtekonflikt bzw. in Johannes Burkhardts Sinne als Staatsbildungskrieg verstanden. Als Gründe für diese Teilung gibt man u.a. an, dass religiös begründete Motive stark abgenommen hätten. Aber besteht Religion hauptsächlich aus Handlungsmotiven? Was unterscheidet sie hierbei von Konfession? Das Konfessionskonflikt und Staatsbildung oftmals Hand in Hand einhergehen, weiß man spätestens seit Heinz Schilling. Die Studie knüpft bewusst an diese Einsicht an und analysiert gerade nicht ausformulierte Motive, sondern sucht zu ergründen, wie ‚Wahrheit‘ in unterschiedlichen Systemzusammenhängen konstruiert wird. Bilden nun unterschiedliche Systeme verschiedene Wahrheiten, kann man fragen, aus welcher Sinnressource heraus diese Wahrheiten gebildet werden. Es wird argumentiert, dass im Prager Frieden auf Basis eines religiösherrschaftspraktischen Sinnzusammenhangs auf gesellschaftlicher Ebene nur dieser eine Sinn als Konstruktionsbasis bereitsteht. Mit dem Begriff des Religiösherrschaftspraktischen soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die Praxis, religiöse Wahrheitskonstruktionen und Wahrheitskonstruktionen in Bezug auf Herrschaft nicht nebeneinanderstehen, sondern sich überhaupt erst gegenseitig konstituieren. Dieses Argument hat Konsequenzen für die Nutzung der Typusbezeichnung ‚Religionskrieg‘, denn wenn Krieg sowieso schon immer in einem religiösen Sinn eingelagert erscheint, erübrigt sich aus dieser Perspektive auch die Bezeichnung ‚Religionskrieg‘. Betrachtet man Eschatologie als ein symbolisch generalisierendes Kommunikationsmedium, wird das Phänomen Eschatologie nicht als Ausfluss einer Theorie einer bestimmten Konfession analysiert, sondern als ein in Kommunikation auffindbares und erlebbares Phänomen, das eine inkludierende Wahrheit erzeugt. Damit analysiert die Dissertation die Konsequenzen für eine Gesellschaft, in der die Sinnhaftigkeit der Welt per se nur religiös vorliegt, und zeigt, wie sich vor diesem Hintergrund Herrschaft als Kommunikation gestaltet.
DDC: 900 Geschichte
900 Geography and history
Institution: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Department: FB 07 Geschichts- u. Kulturwissensch.
Place: Mainz
ROR: https://ror.org/023b0x485
DOI: http://doi.org/10.25358/openscience-4445
URN: urn:nbn:de:hebis:77-diss-1000020511
Version: Original work
Publication type: Dissertation
License: In Copyright
Information on rights of use: https://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
Extent: 357 Seiten
Appears in collections:JGU-Publikationen

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