Musikalische und sprachliche Prosodie im Erwerb des Französischen als Fremdsprache - eine empirische Studie mit Lernenden der Sekundarstufe II

Abstract

Die vorliegende Dissertation befasst sich auf empirischer Basis mit dem Erwerb der französischen Prosodie durch deutschsprachige Lernende im schulischen Kontext. Dabei werden mit Rhythmus und Intonation sowohl dauer- als auch tonhöhenbasierte Merkmale in den Blick genommen. Auf beiden Ebenen unterscheiden sich Erst- und Zielsprache deutlich voneinander: Das Deutsche zeichnet sich durch einen akzentzählenden Rhythmus und ein wortbasiertes Intonationssystem aus, während das Französische eine silbenzählende Sprache mit phrasenbasierter Intonation ist. Ziel ist es zu ermitteln, ob der didaktische Einsatz von Musik im Unterricht den Prosodieerwerb dahingehend positiv beeinflusst, dass typische prosodische Merkmale der L1 in geringerem Maße in die Fremdsprache übertragen werden. Dazu wurde eine Interventionsstudie mit zwei Lernergruppen durchgeführt: einer Experimentalgruppe mit spezifischem Musik-Input und einer Kontrollgruppe mit reduziertem Input ohne Musik. Durch Hören und Singen französischsprachiger Lieder und die analytische und kreative Auseinandersetzung mit diesen wurden die relevanten prosodischen Parameter im Klassenverband erarbeitet. Die Erhebung umfasst neben zwei Arten von lautsprachlichen Daten (gelesen und semi-spontansprachlich), die in einem Prä-post-Design vor und nach der Intervention erhoben wurden, auch außersprachliche Daten aus einem Musikalitätstest, einem Spracherkennungstest und einem Fragebogen zur individuellen Sprach- und Musikpraxis. Ergänzend wurden mit einzelnen Lernenden semi-fokussierte Interviews durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte des Musikeinsatzes auf den Erwerb von Rhythmus und Intonation sowie auf den Sprachfluss. Überdies deuten die Ergebnisse der Einzelfallanalysen auf einen positiven Einfluss ausgeprägter musikalischer Profile hin, insbesondere bei Personen mit hohen musikalischen Wahrnehmungsfähigkeiten und aktiver Musikpraxis.

This dissertation empirically examines the acquisition of French prosody by German-speaking learners in an educational setting. Both duration-based and pitch-based characteristics, i.e., rhythm and intonation are considered. It is noteworthy that at both prosodic levels, the learners’ L1 and the target language show substantial disparities: German is marked by its stress-timed rhythm and its word-based intonation, while French is a syllable-timed language with a phrase-based intonational system. The central objective of this study is to ascertain whether the incorporation of music in the teaching of French exerts a favorable influence on the acquisition of prosody, in that negative transfer of characteristic prosodic features of the learners’ first language to the foreign language occurs to a lesser extent. To this end, an intervention study was conducted with two learner groups: an experimental group with specific musical input and a control group without such musical input. The relevant prosodic parameters were developed in class by listening to and singing French songs and engaging with them analytically and creatively. The intervention study incorporated both read and semi-spontaneous speech data, which were collected in a pre-post design, with the recordings made before and after the intervention. The survey also included extra-linguistic data from a musicality test, a speech recognition test, and a questionnaire on individual language and music practice. Furthermore, semi-focused interviews were conducted with individual learners. The findings indicate that the utilization of music in the classroom exerts a beneficial effect on the acquisition of rhythm and intonation, as well as on the learners’ fluency. Furthermore, the results of the individual case analyses suggest a positive influence of pronounced musical profiles, particularly among individuals with high musical perception skills and active music practice.