Untersuchung der Adhärenz und Analyse der Adhärenz-determinierenden Faktoren bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes unter Therapie mit oralen Immunsuppressiva

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In Deutschland leiden etwa 31.000 Patienten an Systemischem Lupus erythematodes (SLE). Entzündungsreaktionen können Angiopathie, rheumatische Gelenkschmerzen, Nieren-, Herz- und Lungenerkrankungen verursachen. Es wird angenommen, dass Non-Adhärenz mit der antientzündlichen und immunsuppressiven Arzneimitteltherapie eine zusätzliche Verschlechterung der Krankheitsaktivität bedingt. In der vorliegenden klinischen Beobachtungsstudie wurde erstmals in Deutschland die Arzneimitteladhärenz von SLE-Patienten mit einem elektronischen Messsystem untersucht. Für die prospektive, nicht-interventionelle, nicht-randomisierte, monozentrische Beobachtungsstudie wurden 57 an SLE leidende Patienten der Universitätsmedizin Mainz rekrutiert. Die Haupteinschlusskriterien waren diagnostizierter SLE, Alter ≥ 18 Jahre und die tägliche orale Einnahme von mindestens einem SLE-Arzneimittel. Dabei wird Hydroxychloroquin als First-Line-Therapie, Mycophenolatmofetil/ Mycophenolsäure oder Azathioprin als Second-Line-Therapie eingesetzt. Therapierefraktäre Patienten erhalten Ciclosporin oder Tacrolimus. Als primäre Fragestellung wurde der Einfluss der SLE-Krankheitsaktivität auf die Arzneimitteladhärenz untersucht. Als sekundäre Fragestellungen waren die Arzneimitteladhärenz der Patienten und Adhärenz-determinierende Faktoren wie Angst, Depression, Fatigue, Lebensqualität und Demographie definiert. Mittels MEMS® Caps (Medication Event Monitoring System) wurde die Adhärenz mit den SLE-Arzneimitteln kontinuierlich über den Beobachtungszeitraum von 6 oder 9 Monaten gemessen und die Taking Compliance (TC), Dosing Compliance (DC) und Timing Compliance (TiC) berechnet. Zu Studienbeginn, nach 6 und 9 Monaten wurden den Patienten zur subjektiven Selbsteinschätzung unterschiedliche Fragebögen für ausgehändigt. Die behandelnden Rheumatologen erhoben zu den gleichen Zeitpunkten anhand des Systemic Lupus Erythematosus Disease Activity Index (SLEDAI) die Krankheitsaktivität der Patienten. Während der sechs Beobachtungsmonate herrschten real-life-Bedingungen. In den drei sich anschließenden Monaten wurden die Patienten durch eine Erinnerungsfunktion an die Arzneimitteleinnahme mittels der Smartphone-App RheumaLive® unterstützt. Von den 57 für die Studie rekrutierten Patienten konnten die Daten von 47 Patienten per protocol ausgewertet werden. Im Beobachtungszeitraum Monat 1 – 6 wurden mittels MEMS® Caps eine mediane TC-Rate von 95 %, DC-Rate von 92 % und TiC-Rate von 80 % für die Einnahme der SLE-Arzneimittel ermittelt. Ein Einfluss der TC- (τb = −0,079, p = 0,556), DC- (τb = −0,055, p = 0,679) und TiC-Raten (τb = −0,107, p = 0,426) auf die Krankheitsaktivität konnte zu keinem Zeitpunkt ermittelt werden. Im untersuchten Patientenkollektiv (Spanne: 21 – 75 Jahre) zeigten Patienten höheren Lebensalters höhere TC- (τb = 0,281, p = 0,007), DC- (τb = 0,278, p = 0,007) und TiC-Raten (τb = 0,301, p = 0,004). Zusammenhänge von Erkrankungsdauer und Arzneimittelanzahl mit der elektronisch gemessenen Arzneimitteladhärenz konnten statistisch nicht belegt werden. Aufgrund des Ungleichgewichts von 44 Frauen im Patientenkollektiv konnte ein Einfluss des Geschlechts auf die Arzneimitteladhärenz nicht dargestellt werden. Für Fatigue, Lebensqualität, Angst/Depression konnten keine Zusammenhänge zu den Compliance-Raten nachgewiesen werden. Die mittels Selbsteinschätzung gemessene Compliance (CQR-5) korreliert signifikant mit den elektronisch gemessenen Compliance-Raten (TC: τb = 0,272, p = 0,011; DC: τb = 0,213, p = 0,045; TiC: τb = 0,281, p = 0,009. Durch die Smartphone-App RheumaLive® gestützte Erinnerungsfunktion konnte mittels t-Test für verbundene Stichproben kein positiver Einfluss auf die elektronisch gemessenen Compliance-Raten (TC: p = 0,165; DC: p = 0,289; TiC: p = 0,326) festgestellt werden. Entsprechend der Untersuchungsergebnisse wenden die SLE-Patienten der Universitätsmedizin Mainz ihre orale immunsuppressive Therapie hochgradig adhärent an. Der große Anteil von 59 % der Patienten mit einer Krankheitsaktivität SLEDAI = 0 über alle Messzeitpunkte hinweg spricht für die wirksame Therapie und die regelmäßige korrekte Arzneimitteleinnahme. Ein statistischer Zusammenhang zwischen Arzneimitteladhärenz und Krankheitsaktivität konnte hingegen nicht belegt werden. Die Übertragbarkeit der monozentrischen erzielten Ergebnisse auf andere Behandlungszentren bleibt offen. Patienten mit Fatigue und ängstlicher/depressiver Symptomatik weisen eine schlechtere Lebensqualität auf. Nach drei Monaten Arzneimitteltherapie, gestützt durch die Erinnerungsfunktion der Smartphone-App RheumaLive®, hat sich die Arzneimitteladhärenz der elf untersuchten Patienten nicht verbessern können. Für die Zukunft kann auch im Gesundheitssektor mit einer noch stärkeren Einbindung von elektronischen Hilfsmitteln wie Apps u. a. zur Unterstützung der Arzneimitteltherapie gerechnet werden.

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