Determinanten und prognostischer Wert der frühen diastolische Strain rate bei Individuen mit Herzinsuffizienz
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Abstract
Die Erkrankung der Herzinsuffizienz ist in Ihrer Gesamtheit und Verlauf zum derzeitigen
Moment noch nicht gänzlich verstanden und beherrschbar. Sie stellt weiterhin eine der
größten und kostenintensivsten Volkserkrankungen dar und bleibt damit im Fokus der
kardiologischen Forschung. Im Rahmen der Diagnostik, Behandlung und Therapiefindung
der betroffenen Personen, ist es essentiell den Schweregrad, den Verlauf und die Prognose
adäquat einschätzen zu können. Hierzu wurden über Jahre echokardiographische Parameter
etabliert, wie die LVEF für die systolische und das E/E‘ Verhältnis für die diastolische
Beurteilung der kardialen Funktion und Phänotypisierung. Neuartige Techniken, wie die
myokardiale Strain Analyse zeigten über Parameter wie die GLS schon eine deutlich bessere
Prognoseabschätzung bei Individuen mit Herzinsuffizienz. Der Parameter E/DSr, welcher
das Verhältnis des diastolischen transmitralen Einstroms zur maximalen frühdiastolischen
Strainrate darstellt, ist als neuer, nicht-invasiver Marker des linksventrikulären
Füllungsdrucks in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus
gerückt.
In der vorliegenden Arbeit wurden die Determinanten und der prädiktive Wert von E/DSr in
Bezug auf eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz untersucht, anhand von Individuen mit
bestehender symptomatischer und asymptomatischer Herzinsuffizienz in unterschiedlichen
Stadien der Erkrankung.
Hierfür erfolgte die Auswertung der gesundheitlichen und echokardiographischen Daten von
3.289 Patient*innen der „MyoVasc“ Studie, einer monozentrischen, prospektiven
Kohortenstudie. In die finale Analyse der vorliegenden Arbeit gingen hieraus die Straindaten
von 2.177 Teilnehmer*innen ein. Alle Personen durchliefen einen standardisierten Prozess
der Datenerhebung, welcher unter anderem eine ausführliche Anamnese, Labordiagnostik,
Echokardiographie und Asservierung von Biomaterial über einen Zeitraum von sechs Jahren
in festgelegten Abständen beinhaltete. Für die weitere Analyse erfolgte die Einteilung nach
AHA in Stadium A-D und nach Herzinsuffizienz Phänotypen in weitere Subgruppen. Die
Determinanten der Early Diastolic Strain rate wurden mittels einer uni- und multivariablen
Regressionsanalyse untersucht. Hierbei zeigte sich auch in dieser Kohorte, dass bekannte
Risikofaktoren wie Alter, ein vorliegender Diabetes, eine Dyslipidämie, ein Myokardinfarkt,
Vorhofflimmern, periphere arterielle Verschlusskrankheit, sowie eine eingeschränkte
Nierenfunktion Einflussfaktoren von E/DSr darstellen. Besonders ausgeprägt war der Effekt
von stattgehabtem Myokardinfarkt und bekanntem Vorhofflimmern.
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Bezüglich der prognostischen Aussagekraft blieb E/DSr auch nach Korrektur verschiedener
Einflussfaktoren ein guter, unabhängiger Prädiktor für alle Phänotypen im Hinblick auf den
kombinierten Endpunkt einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz. Durch die Größe der
Kohorte und Fallzahlen war eine Korrektur für verschiedene Parameter mit nachgewiesenem
Einfluss auf den Verlauf einer Herzinsuffizienz möglich um die unabhängige Aussagekraft
von E/DSr zu überprüfen. Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, kardiovaskuläre
Risikofaktoren, Komorbiditäten, Einnahme einer Herzinsuffizienzmedikation sowie
Berücksichtigung von kardialen Funktionsparametern (E/E‘-Verhältnis, LVEF und GLS) blieb
das E/DSr-Verhältnis ein unabhängiger Prädiktor für das Auftreten des kombinierten
Endpunktes. Auch in den Subgruppenanalysen der Phänotypen HFpEF, HFpEFborderline und
HFrEF behielt E/DSr bezüglich des Endpunkts Verschlechterung der Herzinsuffizienz,
unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildqualität, Risikofaktoren und E/E‘, seine Aussagekraft.
Die Daten deuten zudem auf einen guten prädiktiven Wert von E/DSr in Bezug auf den
kardialen Tod hin, statistisch signifikante Aussagen ließen sich zu diesem Endpunkt bei
relativ geringer Zahl der Events jedoch nicht treffen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung untermauern die unabhängige Aussagekraft
des echokardiographischen Markers E/DSr in Bezug auf den Verlauf einer Herzinsuffizienz,
nicht nur bei Individuen mit deutlichen Symptomen und eingeschränkter Auswurffraktion,
sondern auch bei den bisher noch prognostisch schwer greifbaren Patientengruppen mit
HFpEF und HFpEFborderline. Dass sich die prädiktive Aussagekraft von E/DSr sogar
gegenüber der starken GLS im Gesamtkollektiv durchgesetzt hat, betont seinen zusätzlichen
Wert zur Prognoseeinschätzung. Sollte sich E/DSr auch in folgenden Studien als probater
Parameter zur Prädiktion des Verlaufes der Herzinsuffizienz etablieren, werden weitere
Untersuchungen zur Findung von Grenzwerten folgen müssen, damit auch dieser Wert
Einzug in die Leitlinien und den täglichen Gebrauch finden kann.