Rechtsmedizin in der Populärkultur : Potenziale für interdisziplinäre Lehre und Forschung

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Abstract

Hintergrund Das mediale Interesse an ihrer Arbeit kann sich im beruflichen Alltag von Rechtsmediziner:innen niederschlagen und die zukünftige Entwicklung des Faches beeinflussen. Um adäquat reagieren zu können, bedarf es einer differenzierten Einordnung der medialen Inszenierungen. Methoden Für eine erste Annäherung wurde eine Kooperation zwischen Rechtsmedizin und Kulturanthropologie initiiert und ein gemeinsames Projektseminar durchgeführt. Die Analyse der ausgewählten populärkulturellen Fallbeispiele (Podcasts, TV-Serien, Sachbücher) basierte auf den hermeneutischen Verfahren der historisch-kritischen Filmanalyse und Medienanalyse. Das Ziel des Projektes bestand darin, spezifische Schlüsselnarrative, die zur rezenten öffentlichen Inszenierung der Rechtsmedizin genutzt werden, herauszuarbeiten. Ergebnisse Ausgehend vom Konzept des „forensischen Marktes“ als profitables und Aufmerksamkeit generierendes Forum zur Darstellung der Rechtsmedizin, werden Fallbeispiele präsentiert. Sachbücher, an denen Rechtsmediziner beteiligt sind, nehmen eine ambivalente Position ein, da sie einerseits die Spektakularisierung des Sujets befördern und Erwartungshaltungen bedienen, andererseits versuchen, Rechtsmedizin differenziert darzustellen und auch politische Interventionen fordern. Bei den untersuchten TV-Produktionen ist auffällig, wie die Darstellungen durch ein naturalistisches Weltbild geprägt sind, nach dem nur die vermeintlich objektiven Methoden der Forensik befriedigende Antworten bieten. Durch die Heroisierung der Rechtsmedizin als Anwältin der Verstorbenen wird ein dramaturgisches Bedürfnis befriedigt, aber ihre Kompetenz im Ermittlungs- und Strafverfahren überzogen dargestellt. Schlussfolgerungen Bereits diese erste Sondierung konnte die Vielschichtigkeit und Komplexität des Untersuchungsfeldes zeigen, das eine interdisziplinäre Forschung verlangt. Neben den drängenden ethischen Fragen ergeben sich weitere zur Inszenierung der Rechtsmedizin und ihren Folgen für das Fach selbst, die in der aktuellen Diskussion produktiv aufgegriffen werden können.

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BMC medical imaging, Version of Record (VoR), Springer-Medizin-Verl., Berlin, 2023, https://doi.org/10.1007/s00194-023-00664-7

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