Klimaangst : angebracht oder dysfunktional? Eine Untersuchung des Zusammenhangs mit Depressivität, Ängstlichkeit und positiven klimabezogenen Verhaltensweisen

Abstract

Theoretischer Hintergrund: Der Klimawandel beeinflusst die mentale Gesundheit, auch durch Klimaangst. Ob Klimaangst eine adaptive Reaktion auf die Klimakriese darstellt, wird gegenwärtig diskutiert. Fragestellung: Die vorliegende Studie untersucht Zusammenhänge zwischen Klimaangst und Depressivität/Ängstlichkeit. Ferner wird überprüft, ob ein mittleres Ausmaß an Klimaangst umweltbezogene Verhaltensweisen fördert und ob extreme Ausprägungen ein solches Verhalten verringern. Methode: N = 415 Personen wurden über einen Onlinefragebogen zu Klimaangst, Depressivität/Ängstlichkeit, klimabezogenem Verhalten sowie Klimawandel-Wissen und Selbstwirksamkeit befragt. Ergebnisse: Es besteht eine signifikante positive Korrelation zwischen Klimaangst und Depressivität/Ängstlichkeit. Es wurde keine Evidenz für einen umgekehrt u-förmigen Zusammenhang zwischen Klimaangst und klimabezogenem Verhalten gefunden. In einer multiplen Regression erwies sich Klimaangst als stärkster Prädiktor für klimabezogenes Verhalten. Schlussfolgerung: Es zeigt sich eine mögliche Verbindung von Depressivität/Ängstlichkeit mit Klimaangst. Deren Adaptivität zeigt sich allerdings im Fördern umweltfreundlichen Verhaltens. Die Differenzierung zwischen dysfunktionaler Ängstlichkeit und adaptiver Reaktion ist komplex. Zukünftig sind klare Definitionen von Klimaangst und Längsschnittstudien nötig.

Theoretical Background: Climate change impacts mental health, partially through climate anxiety. Whether climate anxiety represents an adaptive response to the climate crisis is debated. Objective: This study examined the relationships between climate anxiety and depression/anxiety and investigated whether a moderate level of climate anxiety promotes pro-environmental behavior whereas extreme expressions diminish such behavior. Method: A total of 415 individuals completed an online questionnaire capturing climate anxiety, depression/anxiety, pro-environmental behavior, climate change knowledge, and self-efficacy. Results: There was a positive correlation between climate anxiety and depression/anxiety. No evidence was found for an inverted U-shaped relationship between climate anxiety and pro-environmental behavior. In a multiple regression analysis, climate anxiety emerged as the strongest predictor of pro-environmental behavior. Conclusion: A possible connection between depression/anxiety and climate anxiety was found, with its adaptability reflected in promoting pro-environmental behavior. Distinguishing between dysfunctional anxiety and adaptive response is intricate. Clear definitions of climate anxiety and longitudinal studies are needed.