Die funktionellen Mechanismen der Ausbreitung von Endometriose
Date issued
Authors
Editors
Journal Title
Journal ISSN
Volume Title
Publisher
License
Abstract
Endometriose ist eine häufige gynäkologische, multifaktorielle Erkrankung. Sie ist durch das Vorkommen von Endometriumgewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle gekennzeichnet. Die Mikroumgebung um die Endometrioseherde, einschließlich der Peritonealflüssigkeit (PF) und der Follikelflüssigkeit (FF), trägt möglicherweise neben epigenetischen Veränderungen verschiedener Signalkaskaden über direkte Wirkmechanismen durch die humoralen Stoffe zur Entstehung und Ausbreitung der Erkrankung bei. Die funktionellen Mechanismen sowie die krankheitsrelevanten Komponenten der FF sind noch nicht bekannt. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, den Einfluss der FF auf das funktionelle Verhalten von epithelialen Endometriosezellen zu untersuchen. 12Z-Zellen (epitheliale Endometriosezellen) wurden mit FF behandelt. Diese, gewonnen von insgesamt 18 Patientinnen, wurde in drei Pools zusammengefasst. Der Einfluss der FF wurde in vier verschiedenen Konzentrationen (10, 25, 50 und 75 %) auf die Zellviabilität (MTT-Assay) und die Zellproliferation (BrdU-Assay) nach 24- und 48-stündiger Inkubation der Zellen untersucht. Die Auswirkung der FF auf das Migrationsverhalten der 12Z-Zellen wurde mithilfe der chemotaktischen Zellmigration (Chemotaxis-Boyden-Kammer) analysiert. Die E- und NCadherin-Expression der Zellen wurde über immunzytochemische Färbung bestimmt, und die
Expression der IL-8-Rezeptoren CXCR1 und CXCR2 mittels Durchflusszytometrie detektiert.
Die Inkubation von 12Z-Zellen mit FF stimulierte die Zellviabilität und Zellproliferation am
stärksten bei 50 %iger Verdünnung nach 24 h. Nach 48 h war sie vergleichbar mit den in
Kontrollmedium inkubierten Zellen. Die Zellmigration wurde durch die Behandlung mit FF
gehemmt. Beim Einsatz der FF als Lockstoff wurde ein stark chemotaktisches Potential
beobachtet. Die aufgeführten Ergebnisse zeigten Unterschiede zwischen den drei Pools der FF, was mit der unterschiedlichen Konzentration von IL-8 in den Pools zusammenhängen
könnte. Die Expression der CXCR1- und CXCR2-Rezeptoren war in FF-stimulierten Zellen gegenüber Zellen, die mit Kontrollmedium inkubiert wurden, deutlich erhöht.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit deuten darauf hin, dass die FF das Wachstum von epithelialen endometriotischen Zellen in vitro induzieren kann. Die retrograd ausgeschwemmten bzw. pluripotenten Stammzellen in der Peritonealhöhle sind somit einem zyklischen Reiz ausgesetzt, wobei das Zytokin IL-8 in die Entstehung der Erkrankung involviert zu sein scheint. Kenntnisse über die Bedeutung einzelner Faktoren der FF bei der Ausbreitung von Endometriose können neue Therapiemöglichkeiten aufzeigen.