Verhaltensphysiologische Experimente zum Farbensehen des Zwerghuhns (Gallus gallus domesticus)
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Abstract
In der vorliegenden Arbeit wurde das Farbensehen der Haushühner
verhaltensphysiologisch untersucht. Hierzu wurden ein Huhn und zwei Hähne der
Zwerghuhnrasse Antwerpener Bartzwerge per Hand großgezogen und in
ausgewachsenem Alter dressiert.
Mithilfe von Dressurexperimenten wurde die
Wellenlängenunterscheidungsfähigkeit analysiert und mit den von Bowmaker
mikrospektrophotometrisch ermittelten Eigenschaften von Zapfen und
Öltröpfchen verglichen (Bowmaker 1977, Bowmaker et al. 1997). Hühner
besitzen vier Zapfentypen die dem Farbensehen dienen. Im Innensegment der
einzelnen Zapfentypen liegen durch Carotinoide unterschiedlich gefärbte
Öltröpfchen. Die Tröpfchen werden nach ihren Farben T-Typ (transparent), CTyp (klar), Y-Typ (gelb), O-Typ (orange) und R-Typ (rot) genannt. Diese
Öltröpfchen fungieren als Kantenfilter, da sie ab einer bestimmten Wellenlänge
für kurzwelligeres Licht undurchlässig sind. Beim Huhn ist der V-Zapfen mit
einem T-Typ-, der S-Zapfen mit einem C-Typ-, der M-Zapfen mit einem Y-Typund der L-Zapfen mit einem R-Typ-Öltröpfchen kombiniert.
Zur Analyse der Wellenlängenunterscheidungsfähigkeit wurde eine ΔλFunktion erstellt. Es zeigten sich hier bei allen Versuchstieren vier Stellen bester
Farbunterscheidung (Minima). Diese lagen im kurzwelligen Spektralbereich bei
453nm - 454nm, im mittelwelligen bei 508nm - 510nm und 545nm - 546,25nm
und im langwelligen Bereich zwischen 571,85nm und 607nm. Bis auf das
Minimum bei ca. 540nm stimmen alle Minima recht genau mit den Schnittstellen
der mittels Photopigmentabsorption und Öltröpfchentransmission errechneten
effektiven Zapfenempfindlichkeitskurven überein. Hühner besitzen aufgrund ihrer
Photopigmente ein tetrachromatisches Farbensehen. Die Δλ-Funktion sollte
deshalb drei Stellen bester Unterscheidung zeigen. Das Vorhandensein der
zusätzlichen vierten Stelle bei ca. 540nm weist darauf hin, dass Hühner außer
der Kombination des L-Zapfens mit einem R-Typ-Öltröpfchen möglicherweise
auch die Kombination des L-Zapfens mit einem gelben oder orangen Öltröpfchen
(O-Typ) besitzen. Sie könnten somit funktionelle Pentachromaten sein!