Please use this identifier to cite or link to this item: http://doi.org/10.25358/openscience-7013
Authors: Prüm-Wolf, Andreas
Title: Erkrankungen und Verletzungen bei Katastrophen und Großschadenslagen - Eine kritische Wertung der Literatur -
Online publication date: 7-Jul-2022
Year of first publication: 2022
Language: german
Abstract: Ziel dieser Arbeit war es, anhand einer Literaturrecherche Erkrankungen und Verletzungen aus Großschadenslagen und Katastrophen der letzten zwanzig Jahre zu finden und zu analysieren. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen entwickelt das Kompetenzzentrum für medizinischen Bevölkerungsschutz der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz Behandlungsleitlinien2 für die Katastrophenmedizin. In einer systematischen Literaturrecherche wurden in medizinischen Datenbanken Studien und Übersichtsarbeiten gesucht, aus welchen sich epidemiologische und medizinische Daten zu Erkrankungen und Verletzungen in Katastrophen herauslesen ließen. Einschlusskriterium war u.a. das Vorhandensein von mehr als 100 Verletzten und/oder Toten. So wurden 26 Publikationen zu weltweit aufgetretenen Großschadenslagen und Katastrophen aus dem Zeitraum 1998 - 2018 hinsichtlich Anzahl und Art der Verletzungen und Erkrankungen analysiert. Aufgrund der unterschiedlichen Charakteristika der verschiedenen Schadenslagen wurden auch Verletzungen und Erkrankungen in technisch bedingten, Katastrophen und Großschadenslagen durch menschliches Versagen, Terrorismus, Kriminalität und Krieg und Naturkatastrophen getrennt betrachtet. Es konnte gezeigt werden, dass Weichteilverletzungen und Frakturen die führenden Verletzungen in Katastrophen und Großschadenslagen sind. Diese Verletzungen finden sich zu knapp 50 % an den Extremitäten. Zu den häufigen ereignisunabhängigen bzw. nicht direkt durch das Schadensereignis verursachten Erkrankungen zählen kardiale Erkrankungen sowie Infektionen im Bereich der Atemwege, der Haut und des Magen-Darm-Trakts. Zusätzlich muss, gerade bei zerstörter Infrastruktur oder lang andauernden Lagen, mit einem großen Andrang an Patienten in medizinischen Versorgungszentren gerechnet werden, die ohne akutes medizinisches Problem kommen, sondern z.B. lediglich ihre Dauermedikation benötigen oder Verlaufskontrollen bei verschiedenen, nicht akuten Krankheitsbildern einfordern. Führende Probleme in technisch bedingten Katastrophen sind Verbrennungen, Augenirritationen und Weichteilverletzungen. Auftretende Erkrankungen in diesen Lagen stehen häufig in Zusammenhang mit dem Kontakt zu reizenden, chemischen Reagenzien. Bei den analysierten Katastrophen und Großschadenslagen durch menschliches Versagen, Terrorismus, Kriminalität und Krieg fanden sich vor allem Explosionsverletzungen wie Augen- und Ohrverletzungen, Inhalationstraumata und Schrapnellverletzungen. Die meisten Verletzungen fanden sich in der Kopf-/Hals-/Gesichtsregion, gefolgt von Thoraxverletzungen. Führende Erkrankungen in Katastrophen und Großschadenslagen durch menschliches Versagen, Terrorismus, Kriminalität und Krieg sind meist psychischer Natur. Vor allem nach Naturkatastrophen ist mit großflächigen, langandauernden Einsatzlagen zu rechnen. Führende Verletzungen sind hier Weichteilverletzungen und Frakturen, vor allem an den Extremitäten. Unter den Erkrankungen finden sich sowohl akute, oft infektiöse, aber auch viele chronische, exazerbierte Erkrankungen. Um die katastrophenmedizinische Forschung zu verbessern und die Qualität publizierter Daten zu vereinheitlichen, scheint es notwendig sich auf eine standardisierte Kategorisierung zu einigen. Als Beispiel hierfür könnte das Traumaregister der DGU oder der im „Utstein style“ in der Reanimatologie dienen. Eine solche Datenbank mit einer standardisierten Abfrage von Verletzungen und Erkrankungen würde die Qualität der Forschung und infolgedessen auch der Versorgung verbessern. Außerdem sind detailliertere Untersuchungen zu Erkrankungen und Verletzungen von polytraumatisierten Patienten, Kindern und Senioren notwendig, da hier kaum belastbare Daten vorliegen. Das häufige Auftreten chronisch Kranker und nicht akut medizinisch Betroffener macht es erforderlich, manche Paradigmen des Bevölkerungsschutz zu überdenken. Insbesondere ist hier eine Schulung des Sanitätspersonals für diese Belange von erheblicher Bedeutung. Ebenso muss die Ausstattung der Einheiten für diese Einsatzzwecke angepasst und optimiert werden (z. B. Insulinspritzen, Tablettendispenser und mehr Sauerstoffvorrat). Diese Anpassungen an die Realität müssen überregional von Behörden umgesetzt werden. Ein landesweites Katastrophendepot nach dem Vorbild bereits existierender Medikamentendepots könnte hierfür eine sinnvolle Lösung darzustellen.
DDC: 610 Medizin
610 Medical sciences
Institution: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Department: FB 04 Medizin
Place: Mainz
ROR: https://ror.org/023b0x485
DOI: http://doi.org/10.25358/openscience-7013
URN: urn:nbn:de:hebis:77-openscience-c7a2a7ae-00ba-4c92-a800-712a98eee8704
Version: Original work
Publication type: Dissertation
License: CC BY
Information on rights of use: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Extent: III, 84 Seiten, Diagramme
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