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Authors: Heltsche, Lea Sarah
Title: Identifikation von Prädiktoren für ein Ansprechen auf eine Behandlung des hepatorenalen Syndroms (HRS) bei Patienten mit Leberzirrhose – ein fünf-Jahres-Follow-Up aus einer monozentrischen Kohorte
Online publication date: 13-Dec-2021
Year of first publication: 2021
Language: german
Abstract: Über einen Zeitraum von 5 Jahren und 7 Monaten (März 2013 – Oktober 2018) wurden 367 Patienten, die wegen eines hepatorenalen Syndroms (Typ 1 und 2) bei bestehender Leberzirrhose in der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz mit Terlipressin und Humanalbumin behandelt wurden, erfasst und die allgemeinen Patientencharakteristika, sowie krankheitsspezifische und laborchemische Charakteristika zu verschiedenen Zeitpunkten ausgewertet. Ereignisse wie Dialyseeinleitung, Lebertransplantation, TIPS-Anlage sowie Versterben wurden in o. g. Zeitraum so vollständig wie möglich erfasst. Es wurden Gruppenvergleiche zwischen Patienten mit HRS Typ 1 und HRS Typ 2, sowie zwischen Respondern und Non- Respondern auf die Therapie mit Terlipressin und Humanalbumin ausgewertet und multivariate Regressionsanalysen durchgeführt, um unabhängige Prädiktoren für ein Ansprechen und ein Versterben zu identifizieren. Trotz einer relativ niedrig erscheinenden Responserate von 42% bestätigen die Ergebnisse der vorliegenden Studie die Effektivität der Therapie mit Terlipressin und Humanalbumin als Behandlungsmethode des HRS. Patienten, die auf diese Therapie ansprechen, weisen eine deutlich verbesserte Gesamtüberlebenszeit, sowie eine verbesserte dialysefreie, LTx-freie, TIPS-freie und ereignisfreie Überlebenszeit auf. Die mediane Gesamtüberlebenszeit betrug im Kaplan-Meier-Schätzer bei Respondern 169 Tage, wohingegen sie bei Non-Respondern nur 40 Tage betrug (p<0,001). Dieser Unterschied kann es Patienten mit diesem schwerwiegenden Krankheitsbild durchaus ermöglichen, die Zeit bis zu einer Lebertransplantation (welche die beste Chance auf Heilung des HRS birgt) zu überbrücken. Trotzdem beträgt das 90-Tages-Überleben im vorliegenden Kollektiv nur 48%. Von daher ist es von besonderem Interesse, unabhängige Prädiktoren für ein Ansprechen auf die Therapie mit Terlipressin und Humanalbumin zu identifizieren. Im vorliegenden Kollektiv konnten in der multivariaten Regressionsanalyse ein höheres Alter, sowie höhere Serum-Bilirubin- und -Kreatinin-Werte zu Beginn der Therapie als negative Prädiktoren und ein größerer Abfall der Serum-Kreatinin-Konzentration vom Beginn bis Tag 3 der Therapie als positiver Prädiktor für ein Ansprechen identifiziert werden. Dies hilft dabei, Patienten mit HRS zu identifizieren, die wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher auf eine Therapie mit Terlipressin und Humanalbumin ansprechen werden. Inwiefern bei Patienten mit ungünstigen Voraussetzungen für ein Ansprechen früher andere Therapieverfahren gewählt, oder dies in der Organallokation berücksichtigt werden sollte, sollte Gegenstand zukünftiger Untersuchungen sein. Des Weiteren konnten in der multivariaten Cox-Regressionsanalyse ein höherer MELD- Score zu Beginn der Terlipressintherapie, ein höheres Alter, das Vorliegen eines HCCs, ein höherer CRP-Wert zu Beginn der Terlipressintherapie, ein Nicht-Ansprechen auf die Terlipressintherapie, keine Lebertransplantation, ein HE-Grad 2 – 4 und ein Aszites- Grad 3 bei Aufnahme als unabhängige Prädiktoren für ein Versterben identifiziert werden. Da ein Nicht-Ansprechen auf die Therapie mit Terlipressin und Humanalbumin das Risiko eines Patienten zu Versterben um 67% steigert, wird deutlich, wie wichtig es ist, die Therapie des HRS weiter zu optimieren. Im selben Zug wird aber auch deutlich, welch großen Überlebensvorteil Patienten haben, die auf diese Kombinationstherapie ansprechen. Da die Ansprechraten auf die Therapie mit Terlipressin und Humanalbumin der zweiten HRS-Episode im vorliegenden Kollektiv mit denen der ersten vergleichbar sind und für das Ansprechverhalten bei der zweiten HRS-Episode das Ansprechverhalten der ersten Episode unerheblich war, unterstützen diese Ergebnisse die Empfehlung, ein HRS- Rezidiv therapeutisch wie das erste Auftreten eines HRS zu behandeln. Ein weiteres interessantes Ergebnis bezieht sich auf die Subgruppe der Patienten mit HRS Typ 2. Hier wird momentan der Einsatz von vasokonstriktiven Medikamenten wie Terlipressin wegen der hohen Rezidivraten, sowie uneinheitlichen Aussagen bzgl. Überlebensvorteilen einer solchen Therapie, nicht empfohlen. Allerdings konnte im vorliegenden Kollektiv in der Subgruppenanalyse der Patienten mit HRS Typ 2 eine deutlich verlängerte mediane Gesamtüberlebenszeit im Kaplan-Meier-Schätzer bei den Patienten gezeigt werden, die auf die Therapie mit Terlipressin und Humanalbumin ansprachen (bei Respondern: 444 Tage; Non-Responder: 51 Tage; p=0,005). Dies deutet darauf hin, dass ein Einsatz dieser Kombinationstherapie bei HRS Typ 2 nicht nur gerechtfertigt ist, sondern auch geboten. Da es sich hierbei um eine retrospektive Subgruppenanalyse handelt, gebietet es sich, diesen Sachverhalt in einem kontrollierten Studiensetting zu bestätigen, um generelle Handlungsempfehlungen ableiten zu können. Trotz dieser Erfolge bleibt das HRS eine schwerwiegende Komplikation der Leberzirrhose; das 90-Tages-Überleben beträgt im vorliegenden Kollektiv nur 48%. Es bleibt abzuwarten, ob die Umsetzung der neuen Definitionskriterien des HRS der EASL von 2018, die hier identifizierten Zusammenhänge bestätigt oder sogar zu einer besseren Prognose der Patienten mit Leberzirrhose führt.
DDC: 610 Medizin
610 Medical sciences
Institution: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Department: FB 04 Medizin
Place: Mainz
ROR: https://ror.org/023b0x485
DOI: http://doi.org/10.25358/openscience-6458
URN: urn:nbn:de:hebis:77-openscience-0afbda7c-d855-4664-85b7-e4270d62e1cb9
Version: Original work
Publication type: Dissertation
License: In Copyright
Information on rights of use: http://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
Extent: 146 Blätter, Illustrationen, Diagramme
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