Damara in Namibia: Naturally Namibian and Proudly #Nu-Khoe - Geschichtsproduktion im Spannungsfeld von Tradition und Politik
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Die Dissertation stellt eine ethnografische Studie der Produktion von Geschichte durch Damara dar, einer Minderheit in Namibia. Die motivierten Erinnerungen von Kollektiven und Individuen verdeutlichen, dass es sich dabei um eine Strategie der doppelten politischen Positionierung handelt, einmal der Damara als gleichberechtigter Teil der Nation, zum anderen einzelner traditioneller Führungspersönlichkeiten im Kontext von Ethnie und Staatspolitik. Der Anteil der in acht eigenständige lokale Gruppen unterteilten Damara beträgt sieben Prozent an der Gesamtbevölkerung von etwa 2,4 Millionen. Den größten Anteil bilden mit 52 Prozent Owambo. Die Geschichtsproduktion lässt sich in zwei Phasen unterteilen. Nach der Unabhängigkeit im Jahre 1990 ging es zunächst um den Aufbau der neuen Nation unter Berücksichtigung der gesetzlichen Eingliederung von Ethnien in das neue Staatswesen. Nach dem Gedenkjahr 2004 an den Deutsch-Namibischen Krieg von 1904-1908 und den Völkermord an Herero und Nama wurde das Interesse der Darama vorrangig, auch als Kriegsopfer anerkannt zu werden. Damara imaginieren ihre Zusammengehörigkeit mit dem Eigennamen #NuKhoen – „schwarze Menschen“, den sie sich als Erstbewohner selbst gegeben haben sollen, und einer gemeinsamen Sprache. Bedeutende Akteure der Geschichtsproduktion sind zwei traditionelle Würdenträger, die zugleich in der Politik aktiv sind. Der eine trägt den traditionellen Titel ‚König‘. Eine Königswürde wird vom Staat aber nicht anerkannt. Der ‚König‘ vertritt Damara-Interessen in der Staatspolitik über die kleine oppositionelle Partei UDF, die als Damara-Partei gilt. Der andere ist ein lokaler chief, der staatlich anerkannt ist und zum Vizepräsidenten des staatlichen Council of Traditional Leaders gewählt wurde. Als Mitglied der mächtigen Regierungspartei SWAPO steht er in politischer Konkurrenz zum ‚König‘. Darüber hinaus ist er anders als der sogenannte ‚König‘ königlicher Herkunft. Er stammt von dem ersten von der deutschen Kolonialmacht eingesetzten ‚König‘ ab. Die lokalen Sub-Gruppen sind in zwei parteipolitische Gruppierungen fraktioniert. Als Wähler der UDF oder der SWAPO erwarten sie von dem jeweiligen Würdenträger als parteipolitischen Repräsentanten die Vertretung ihrer lokalen Interessen in der Staatspolitik. Das wichtigste Instrument der Geschichtsproduktion sind Kulturfeste. Kollektive Partizipation und rituelle Inszenierung vermitteln kulturelle und politische Identität. Als ein Ergebnis lokaler Geschichtsproduktion kann die Veröffentlichung der Gewohnheitsrechte (2013) der sieben staatlich anerkannten Sub-Gruppen verzeichnet werden. Als politische Strategie jedoch bleibt die Geschichtsproduktion ein still ongoing process.