Untersuchungen anhand des Sekretärinnen-Problems zum sequentiellen Entscheidungsverhalten bei Depressionen
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Die Annahme, dass Depressionen für die Erkrankten mit Einbußen in der Entscheidungsfähigkeit einhergehen, ist eine häufig untersuchte und in der Forschung nachgewiesene Hypothese. Es gibt jedoch auch Ansätze, die aufzeigen, dass die Entscheidungsqualität Depressiver in manchen Fällen der Gesunder überlegen sein kann. Insgesamt besteht ein bisher uneinheitliches Bild über potentielle Erklärungsansätze für diese Befunde. In der vorliegenden Arbeit wurde die Replikation einer Studie angestrebt, in der Depressive eine bessere Performanz als Gesunde in einer sequentiellen Entscheidungsaufgabe, dem Sekretärinnen-Problem, aufwiesen. Um unterschiedliche Erklärungsansätze zu untersuchen, fanden zudem verschiedene Variationen des Problems ihre Anwendung.
In der ersten Studie wurde eine Replikation der besagten Studie von von Helversen et al. (2011) angestrebt. Zudem wurde eine Variante untersucht, die die Sensitivität für negatives Feedback aktivieren sollte, um zu überprüfen, ob diese einen positiven Einfluss auf die Entscheidungsqualität Depressiver hat. Entgegen der gestellten Hypothesen zeigte sich, dass keine signifikanten Unterschiede in der Entscheidungsqualität zwischen Gesunden und Depressiven auftraten. Beide zeigten gleich gute Leistungen im Sekretärinnen-Problem.
Auch in der zweiten Studie wurde das Entscheidungsverhalten Depressiver mithilfe des Sekretärinnen-Problems untersucht; zum einen im längsschnittlichen Verlauf mit zwei Untersuchungen im halbjährlichen Abstand, sowie mithilfe einer komplexeren Variante des Sekretärinnen-Problems. Doch auch hier ergaben sich, entgegen der Hypothese, dass eine höhere Komplexität zu schlechterer Performanz Depressiver führt und der Vermutung, dass sich die Performanz Depressiver nach Remission ihrer Erkrankung der Gesunder angleichen könnte, keinerlei signifikanten Ergebnisse. So schnitten Depressive sowie Gesunde zu beiden Messzeitpunkten gleich ab und unterschieden sich weder untereinander noch innerhalb der jeweiligen Gruppe.
Erhobene Korrelationen von Intelligenz, Persönlichkeit und der Neigung zu Sorgen mit der Entscheidungsqualität zeigten, dass eine höhere Intelligenz, ebenso wie Extraversion, zu einer besseren Entscheidungsqualität im Sekretärinnen-Problem führt. Neurotizismus und eine erhöhte Sorgenneigung scheinen die Qualität dagegen zu schmälern. Die Ergebnisse sind jedoch nur mit Vorsicht zu interpretieren, da die Stichprobengröße klein war.
Implikationen für die zukünftige Forschung zur Entscheidungsfähigkeit bei Depressionen werden anhand der vorliegenden Studien diskutiert.