Sektorenübergreifende Arzneimitteltherapiesicherheit am Beispiel einer Medikationsplan gestützten Pharmazeutischen Betreuung kardiologischer Patienten
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Ein rationaler und ordnungsgemäßer Einsatz von Arzneimitteln ist grundlegend für die Effektivität und Sicherheit der Arzneimitteltherapie, insbesondere an Übergängen zwischen den Sektoren des Gesundheitswesens. In der prospektiven, randomisierten Interventionsstudie wurde die sektorenübergreifende Pharmazeutische Betreuung von kardiologischen Patienten auf der Grundlage von patientenindividuellen, gedruckten Medikationsplänen untersucht. Zielparameter der Untersuchung waren das Patientenwissen zur Medikation, die Arzneimittelcompliance und die Lebensqualität. Jeweils 100 kardiologische Patienten mit ≥ 3 Arzneimittel und ≥ 3 Tage stationärem Aufenthalt im Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz wurden in der Zeit von Juni 2013 bis August 2014 in die Interventionsgruppe und die Kontrollgruppe eingeschlossen. Die Patienten der Interventionsgruppe wurden während ihres stationären Aufenthaltes intensiv pharmazeutisch betreut und auf ihre Medikation mit Hilfe des bebilderten und gedruckten Medikationsplans geschult. Bei der Entlassung in die ambulante Weiterversorgung wurde eine lückenlose Therapie sichergestellt. Die Patienten wurden über 12 Monate in Kooperation mit der Stammapotheke pharmazeutisch weiterbetreut. Neben dem aktuellen bebilderten Medikationsplan stand den Patienten eine telepharmazeutische Betreuung an 24 Std./ 7 Tage die Woche zur Verfügung. Zum Zeitpunkt 2 Wochen, 6 Monate und 12 Monate nach Entlassung aus dem Krankenhaus wurden Fragebogen zum Patientenwissen, zur Compliance nach Morisky und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach MacNew Organisation von den Patienten beider Gruppen schriftlich beantwortet. Die Interventionsgruppe erhielt zusätzlich einmalig einen Fragebogen zur Zufriedenheit mit dem Betreuungsservice Die Fragebogen konnten von jeweils 93 Patienten der beiden Patientengruppen ausgewertet werden. Die Rücklaufquoten betrugen zum Zeitpunkt 2 Wochen nach Entlassung in der Interventionsgruppe 82% und in der Kontrollgruppe 71%. Der primäre Zielparameter der Studie war das Wissen zur Medikation bei kardiologischen Patienten mit und ohne Pharmazeutische Betreuung zum Zeitpunkt 2 Wochen nach der Entlassung. In beiden Gruppen nahmen Patienten im Durchschnitt 5-10 Arzneimittel ein. Die Patienten der Interventionsgruppe waren den Patienten der Kontrollgruppen im Wissen zu den Indikationen ihrer Arzneimittel signifikant überlegen (p ≤ 0,001). Sie konnte ihre Arzneimittel mit signifikanter Überlegenheit (p ≤ 0,001) in Art und Dosierung nennen. Zum Zeitpunkt 2 Wochen nach Entlassung wurden die Patienten der Interventionsgruppe signifikant häufiger von Apothekern geschult als die Patienten der Kontrollgruppe (p ≤ 0,001), auch erfolgten die Informationen zu Nebenwirkungen signifikant häufiger bei den betreuten Patienten durch Apotheker (p ≤ 0,005). Die Patienten der Interventionsgruppe wurden in der Regel von Arzt und Apotheker betreut. Die Patienten der Kontrollgruppe hatten demgegenüber meistens nur einen ärztlichen Ansprechpartner. Die Überprüfung weiteren Patientenwissens beruhte auf Selbsteinschätzung der Patienten. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mit dem Mac New Heart Disease Health Related Quality of Life questionaire ermittelt. Die Darstellung der Lebensqualität erfolgt mit einer nominalen Skala von 1-7 (1= niedrigste Lebensqualität, 7= höchste Lebensqualität) in 3 Subkategorien (physische, emotionale und soziale Lebensqualität) und einer daraus ermittelten globalen Lebensqualität. Die Patienten beider Gruppen wiesen gute bis sehr gute Skalenwerte für die Lebensqualität auf. So erreichten die betreuten Patienten eine Lebensqualität von 5,15(±1,07) und die Patienten der Kontrollgruppe 4,95(±1,05). Die Veränderung der globalen Lebensqualität als Differenz der Lebensqualitäten aus den Messpunkten 12 Monate und 2 Wochen nach Entlassung ergab bei den Patienten der Interventionsgruppe eine Verbesserung der Lebensqualität um 0,29(±0,91) und bei den Patienten der Kontrollgruppe um 0,13(±0,79) Skalenwerte auf der Skala 1-7. Die Arzneimittelcompliance wurde mit dem Fragebogen nach Morisky gemessen. Eine zusätzlich objektive Messmethode (MEMS) wurde nicht angewendet. Der Morisky Score über den Gesamtzeitraum der Studie war in der Gruppe der betreuten Patienten ebenfalls besser. Es konnten überdurchschnittlich hohe Werte für die Arzneimittelcompliance erhoben werden (72% Compliance in der Interventiongruppe, 68% Compliance in der Kontrollgruppe) In beiden Gruppen verringerte sich die Compliance über den Beobachtungszeitraum. Alle Patienten der Inventionsgruppe waren sehr zufrieden mit der pharmazeutischen Betreuung und die Mehrheit nutzte den bebilderten Medikationsplan. Zudem nahmen 40% der Patienten den telepharmazeutischen Betreuungsservice in Anspruch. Es wurden 506 Patientengespräche mit einem durchschnittlichen Zeitbedarf von 27 Minuten geführt.