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Authors: Lorenz-Link, Ulrike
Title: Uralte Götter und Unterweltsgötter. Religionsgeschichtliche Betrachtungen zur „Sonnengöttin der Erde“ und den „Uralten Göttern“ bei den Hethitern
Online publication date: 25-Jul-2016
Year of first publication: 2016
Language: german
Abstract: In dieser Arbeit wird auf Grundlage der hethitischen Texte eine umfassende Darstellung der Sonnengöttin der Erde und der uralten Götter erstellt. Zu diesem Zweck wurden 215 Texte und Textfragmente ausgewertet, die die Sonnengöttin der Erde, die Ereškigal, die Allāni oder die uralten Götter – im Kollektiv oder mit namentlicher Nennung – enthalten. Die untersuchten Texte verteilen sich auf alle drei Zeitstufen, wobei das Gros der Texte in die junghethitische Zeit zu datieren ist. Die meisten Belege stammen aus dem großen Corpus der religiösen Texte, daneben finden sich die untersuchten Gottheiten aber auch in historischen Texten, Mythen und in sonstigen Texten. Bei der Sonnengöttin der Erde handelt es sich um eine ursprünglich luwische Gottheit, die als ein Teil des kosmischen Sonnengottpaares die Nachtsonne repräsentierte. Dieser waren bereits in althethitischer Zeit Gottheiten zugeordnet, die als „uralt“ bezeichnet wurden und als Götterkollektiv mit der Unterwelt verbunden waren. Spätestens in der mittelhethitischen Zeit wurde der Sonnengöttin der Erde ein Götterkollektiv mit der Bezeichnung „uralte Götter“ zur Seite gestellt; vermutlich fanden diese ihren Weg in das hethitische Pantheon aus dem syrischen Raum durch kizzuwatnäisch-hurritische Vermittlung. Es konnte bei der Untersuchung der Texte gezeigt werden, dass die Sonnengöttin der Erde spätestens in junghethitischer Zeit mit der Ereškigal identifiziert wurde. Eine Gleichsetzung der Sonnengöttin der Erde/Ereškigal mit der hurritischen Allāni ist lediglich im Epos der Freilassung (CTH 789) als eine interpretatio hethitica zu verstehen, bei der es darum ging, ein ansprechendes Äquivalent für die bis dato eher unbekannte Göttin Allāni zu finden. Die Stellung der Sonnengöttin der Erde und der uralten Götter im Staatspantheon war nicht sehr prominent. In den hethitischen Festtexten erscheinen sie lediglich am Rande, eigene Feste sind nur aus Kultinventaren bekannt. Für das Königtum und den König scheinen sie jedoch nach den Ritualtexten eine wichtige Rolle im Bezug auf die Schicksalsentscheidung und den Fruchtbarkeitserhalt zu spielen. Sie sind Bestandteil lokaler Panthea gewesen, wobei sich nur wenige davon lokalisieren lassen. Die Schwurgötterlisten der Verträge weisen dagegen darauf hin, dass sowohl die Sonnengöttin der Erde als auch die uralten Götter in einem weiteren geographischen Raum bekannt waren Charakterisiert werden die Sonnengöttin der Erde und die uralten Götter in den untersuchten hethitischen Texten als hilfreiche Gottheiten, die bei Bedarf vom Menschen herbeigerufen werden können, um positiv einzugreifen. Ihr herausragendes Merkmal ist, dass sie zu den Gottheiten gehören, die mit pathogenen Substanzen in Berührung kommen können, ohne selbst negative Eigenschaften zu übernehmen. Sie haben also die Fähigkeit, diese Unreinheiten so zu versorgen, dass sie auf der diesseitigen Welt keine Schäden mehr anrichten können, bleiben gleichzeitig aber selbst davon unberührt. Alles in allem zeichnen die hethitischen Texte von der luwischen Sonnengöttin der Erde und den syrischen uralten Göttern ein durchgehend positives Bild. Sie erscheinen als sowohl für die Gemeinschaft als auch für den Einzelnen wichtige Gottheiten, die es, wie andere auch, zu verehren und gelegentlich zu besänftigen gilt, die aber dennoch dem Menschen ausschließlich hilfreich zur Seite stehen. Obwohl sie als Unterweltsgottheiten gelten, unterscheiden sie sich in Funktion und Aufgabenbereich sowie in ihrer Charakterisierung nur sehr marginal von anderen hethitischen Gottheiten, die nicht in der Unterwelt verortet sind. So scheint ihre Beschreibung als Unterweltsgötter hauptsächlich der Lokalisation im Kosmos der Götterwelt zu dienen. Die nähere Qualifikation des syrischen Götterkollektivs als „uralte Götter“ bezog sich dagegen auf ihr tatsächliches Alter als eine frühere Göttergeneration.
This study gives a comprehensive description of the Sun Goddess of the Earth and the Ancient Gods on the basis of the Hittite Texts. For this purpose 215 texts and text fragments were analyzed which contain the Sun Goddess of the Earth, Ereškigal, Allāni or the Ancient Gods - collectively or by name. The texts studied span all three time stages of the hittite emprie, with the majority dating to the newhittite period. Most documents are from the large corpus of religious texts, but the studied deities were also found in historical texts, myths and other texts The Sun Goddess of the Earth is an originally Luwian deity representing the night sun as part of a cosmic sun god couple. Deities who were referred to as "ancient" and which were connected with the underworld as a collective of gods had already been allocated to this goddess in the old hittite period . In middle hittite times, a divine collective labelled "ancient gods" were assigned to her; they probably found their way into the Hittite pantheon from the Syrian region by kizzuwatnaen-hurrian mediation. The Sun Goddess of the Earth was identified with the mesopotamian Ereškigal no later than at the time of the new kingdom. An equation of the Sun Goddess of the Earth/Ereškigal with the Hurrian Allāni can only be found in the hurrian Epic of Release (CTH 789) as an interpretatio hethitica, whose purpose was to find an appealing equivalent of the hitherto relatively unknown goddess Allāni. The position of the sun goddess of the earth and the ancient gods in the state pantheon was not very prominent. In the Hittite festival texts they only appear marginally, specific feasts are known only from cult inventories. However, for the kingdom and the king himself, according to ritual texts, they seem to play an important role related to fate decision and fertility preservation. They have been part of local Panthea, but until now it is only possible to locate just a few of them. The oath gods lists of contracts on the other hand point out that both the Sun Goddess of the Earth and the Ancient gods were known in a wider geographical area. According to the examined texts, the Sun Goddess of the Earth and the Ancient Gods are characterized as helpful deities that can be summoned by the people to intervene positively, if necessary. Their salient feature is that they are among the deities who may come into contact with pathogenic substances, without adapting negative characteristics themselves. They have the ability to treat these impurities in a way that they can’t do any damage in the human world any more, but remain unaffected themselves. After all, the Hittite texts show a predominantly positive characterization of the Luwian Sun Goddess of the Earth and the Syrian Ancient Gods. For both the community and the individuals, they are important deities among others who have to be worshipped and occasionally to appeased, but are overall helpful for the humans. Although they are considered underworld deities, they differ in function, responsibilities, and in their characterization only marginally from other Hittite deities that are not located in this realm. Their description as underworld gods mainly seems to permit their localization within the hittite deity cosmos. However, the further qualification of the Syrian collective of gods as "ancient gods" is related to their actual age as an older generation of deities.
DDC: 930 Alte Geschichte
930 History of ancient world
Institution: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Department: FB 07 Geschichts- u. Kulturwissensch.
Place: Mainz
ROR: https://ror.org/023b0x485
DOI: http://doi.org/10.25358/openscience-4093
URN: urn:nbn:de:hebis:77-diss-1000005861
Version: Original work
Publication type: Dissertation
License: In Copyright
Information on rights of use: https://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
Extent: 248 Seiten
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