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Authors: Linn, Catherine Anne
Title: Ausbreitung und Etablierung der Europäischen Gottesanbeterin "Mantis religiosa" in Deutschland unter dem Einfluss des Klima- und Landschaftswandels
Online publication date: 7-Jul-2016
Year of first publication: 2016
Language: german
Abstract: Klimatische Veränderungen bedingen eine Verschiebung der Verbreitungsgrenze vieler Organismen. Die Gottesanbeterin Mantis religiosa, eine thermophile Insektenart, breitet sich ebenfalls unter dem Klimawandel in Deutschland aus. Aufgrund ihrer Seltenheit und ihres eingeschränkten, gefährdeten Lebensraumes (Halbrocken- und Trockenrasen) steht sie in Deutschland unter besonderem Schutz. Um die notwendigen Informationen zur Art und ihren Habitaten für einen angemessenen Schutz zu ermitteln, rekonstruierte ich in meiner Dissertation die bisherige Ausbreitung von M. religiosa in Deutschland und erfasste in Freilanduntersuchungen und mit Modellierungen die Mikrohabitatpräferenz von M. religiosa Lebenszyklus-Stadien sowie das Bewegungsverhalten von adulten M. religiosa. Diese Modellierungen geben Auskünfte über die Habitatbedingungen für die erfolgreiche Etablierung von M. religiosa in einem Gebiet und schätzen ihr Bewegungsvermögen unter verschiedenen klimatischen Bedingungen. Zur Rekonstruktion ihrer bisherigen Ausbreitung in Deutschland prüfte ich mithilfe von Sequenzanalysen die Verwandtschaftsbeziehungen von deutschen M. religiosa Individuen zu Individuen benachbarter Länder. Ich konnte zwei Immigrationsrouten von M. religiosa nach Deutschland identifizieren. Die westlichen deutschen M. religiosa Populationen stammen von französischen Populationen ab und sind vermutlich über die Burgundische Pforte und das Moseltal nach Deutschland eingewandert. Die östlichen deutschen M. religiosa Populationen stammen von zentraleuropäischen Populationen ab und sind vermutlich über das Elbetal eingewandert. Diese postglazialen Einwanderungsrouten liegen in Regionen mit den höchsten Sommertemperaturen Deutschlands, welches eine temperaturbedingte Ausbreitung von M. religiosa nahe legt. Auch anhand von statistischen Modellen konnte ich sowohl direkte als auch indirekte Einflüsse der Temperatur auf das Auftreten der Lebenszyklus-Stadien sowie auf das Vorkommen adulter M. religiosa in Mikrohabitaten ausfindig machen. So wurden wärmespeichernde Substrate zur Oothekenablage bevorzugt (beispielsweise Mauersteine), die die Eientwicklung von M. religiosa bei ungünstigen klimatischen Bedingungen unterstützt. Aus diesem Grund sollten solche Strukturen bei Renaturierungsmaßnahmen von Flächen erhalten bleiben. Der Oothekenschlupf und die Larvalentwicklung wurden ebenso durch die Temperatur beeinflusst. Die Larven schlüpften erst in einer Zeitperiode mit warmen Temperaturen, sodass ungünstige Umweltbedingungen bei der postnatalen temperaturabhängigen Entwicklung vermieden wurden. Bei der Wahl der Aufenthaltsorte der adulten M. religiosa konnte ich Präferenzen für Bereiche mit erhöhter Beutedichte ausmachen. Mit zunehmender Temperatur und damit einhergehender erhöhter Beutebewegung nahm das Suchverhalten und damit die Bewegungsdistanz von M. religiosa ab. In Schönwetterperioden mit hohen Temperaturen und ausreichender Beutedichte ist deshalb die Bewegungsdistanz des sehr standorttreuen Lauerjägers M. religiosa am niedrigsten. Bei ungünstigen Bedingungen, wie hoher intraspezifischer Konkurrenz, oder zu geringer Beutedichte ermöglicht die, bei warmen Temperaturen erhöhte Bewegungswahrscheinlichkeit von M. religiosa den Standortwechsel. Da die aktiv zurückgelegte Bewegungsdistanz von M. religiosa nur wenige Meter beträgt, sollte zum Schutz der Art vor lokaler Extinktion der Habitatverbund verbessert werden. Bei der Pflege von M. religiosa Habitaten sollte zudem auf den Schutz der Arthropoden-Fauna geachtet werden, da eine hohe Beutepopulation essentiell für M. religiosa ist. Dies könnte durch ein Mosaik aus gemähten/ beweideten und ungemähten/ unbeweideten Bereichen auf kleinem Raum erreicht werden. Meine Arbeit hat gezeigt, dass M. religiosa zwar im Rahmen des Klimawandels nach Deutschland einwandert, sie jedoch aufgrund ihrer speziellen Bedürfnisse für ihre Entwicklung weiterhin in Deutschland gefährdet ist. Um sie weiterhin zu schützen sollten Schutzmaßnahmen an ihre ökologische Bedürfnisse angepasst werden.
DDC: 590 Tiere (Zoologie)
590 Zoological sciences
Institution: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Department: FB 10 Biologie
Place: Mainz
ROR: https://ror.org/023b0x485
DOI: http://doi.org/10.25358/openscience-4078
URN: urn:nbn:de:hebis:77-diss-1000005630
Version: Original work
Publication type: Dissertation
License: In Copyright
Information on rights of use: https://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
Extent: 106 Seiten
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