Untersuchungen mit Bodenpilzen aus der Rebstock-Rhizosphäre unterschiedlich bewirtschafteter Rebanlagen des Rheingaus unter besonderer Berücksichtigung ihrer Pathogenität
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Ziel der Untersuchungen war, Pilze aus geschädigtem und ungeschädigtem
Wurzelmaterial konventionell und ökologisch bewirtschafteter Weinbergsböden zu
isolieren und diese auf ihre Durchsetzungsfähigkeit gegenüber den anderen Arten
bzw. deren Pilzmetabolitsuspensionen unter unterschiedlichen Nahrungsbedingungen
zu prüfen und eine eventuelle substratabhängige Verhaltensänderung
bei den Spezies in Interaktion festzustellen. Zudem wurde in weiteren In-vitro-
Versuchen das pathogene Potenzial der gefundenen Arten gegenüber Vitis spp.
getestet. Hintergrund dieser Untersuchungen war die Hypothese, dass
Absterbeerscheinungen in Rebanlagen nicht durch die Reblaus per se verursacht
werden, sondern dass ein Zusammenhang zwischen der Bewirtschaftungsmethode
und dem Schadbild in reblausbefallenen Rebanlagen besteht und dessen Entstehung
auf
pathogenkonduktive und –suppressive Eigenschaften des Bodens zurückgeführt
werden kann. Aus rund 2400 Wurzelproben konnten insgesamt 49 Pilzarten isoliert
und bestimmt und mehr als die Hälfte davon in Wurzeln beider Versuchsflächen
nachgewiesen werden. Ein Großteil der Pilze wurde sowohl in geschädigten als auch
in ungeschädigten Wurzelgeweben identifiziert. Darunter waren Arten, die in der
Literatur als Parasiten und Saprobier beschrieben werden, aber auch Arten, die eine
andere Lebensweise pflegen oder deren Lebensweise nicht bekannt ist. Mit Hilfe von
Interaktionsversuchen auf unterschiedlichen Nährmedien (einem Voll- und einem
Mangelmedium) konnte bei den untersuchten Arten teilweise starke
substratabhängige Verhaltensänderung in Interaktion mit bestimmten Pilzkolonien
festgestellt und auf die Verfügbarkeit von organischem Kohlenstoff zurückgeführt
werden. Starke Konkurrenz um organischen Kohlenstoff und dadurch entstehende
fungistatische und antibiotische Effekte
können in diesem Zusammenhang
pathogenkonduktive bzw. pathogensuppressive Bodeneigenschaften fördern oder
hemmen. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass alle 15 in vitro an Vitis spp.
inokulierten Pilze (Absidia glauca, Acremonium kiliense, Aspergillus ustus,
Cylindrocarpon magnusianum, Cylindrocarpon sp., Fusarium culmorum,
F. detonianum, F. oxysporum, F. sacchari, F. semitectum, Gliocladium roseum,
Leptosphaeria coniothyrium, Penicillium expansum, Trichoderma harzianum,
T. pseudokoningii), unter denen sich auch als Saprobier bekannte Arten befanden
(P. expansum, T. harzianum), selbst bei Verfügbarkeit organischer
Kohlenstoffverbindungen im Substrat, gegenüber Vitis spp. ein fakultativ pathogenes
Potenzial besitzen. Diese aus In-vitro-Interaktionsversuchen gewonnenen
Erkenntnisse geben Hinweise darauf, welchen Einfluss die Bewirtschaftung,
insbesondere die Versorgung der Weinbergsböden mit organischem Kohlenstoff, auf
fakultativ pathogene Sekundärparasiten in Form von
Bodenpilzen und folglich auf die
Entwicklung von Schadbildern an durch die Reblaus prädispositionierten Rebpflanzen
in vivo haben kann.