The limits of limited self-control : investigating the boundaries and conditions of ego depletion
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Selbstkontrolle kann als Fähigkeit definiert werden, eigene Gefühle und Verhaltensweise zu verändern, um Ziele zu erreichen. Dabei wurde die mangelnde Ausübung von Selbstkontrolle mit einer Reihe von individuellen und gesellschaftlichen Problemen assoziiert. Um diese Limitationen zu untersuchen verwendete die bisherige Forschung ein Zwei-Aufgaben-Paradigma. Obwohl die Forschung mittels diesen Paradigmas eine Vielzahl an Evidenz geliefert hat, die zeigt, dass Selbstkontrolle über mehrere Aufgaben hinweg begrenzt ist (Ego Depletion), gibt es aktuell Unklarheiten hinsichtlich der Größe des Effekts und der Plausibilität der Erklärungsmodelle. Daher wurden im Rahmen dieser Dissertation vier aktuelle Themenblöcke innerhalb der Forschung zu Ego Depletion identifiziert und untersucht. Die erste Forschungsfrage vergleicht aktuelle Erklärungsmodelle von Ego Depletion. Im zweiten und dritten Themenblock wird die externale und internale Validität des Ego-Depletion-Effekts beleuchtet, wohingegen im vierten Block alternative Wege eingeführt werden, um Grenzen der Selbstkontrolle im Labor zu untersuchen.
Kapitel 1 der Dissertation liefert einen Überblick über den theoretischen und empirischen Hintergrund zu Selbstkontrolllimitationen im Labor. In Kapitel 2 wird anschließend der erste Themenblock behandelt, indem das populärste Ego-Depletion-Modell mit einem alternativen Modell kognitiver Kontrolle verglichen wird. Durch die Induktion von positiven Affekt (PA) zwischen zwei Aufgaben konnte dabei gezeigt werden, dass PA nur den Ego-Depletion-Effekt abfedert, wenn die beiden Aufgaben unterschiedlich, aber nicht, wenn diese gleich sind. Dieser Befund kann nur durch das kognitive Kontrollmodell erklärt werden, wonach PA die Balance zwischen Stabilität und Flexibilität in Richtung Flexibilität verschiebt.
In Kapitel 3 wird auf diese Verschiebung der Balance durch PA aufgebaut und diese in den Alltag überführt, um deren ökologische Validität zu untersuchen. Dabei konnte mittels einer 13-tägigen Tagebuchstudie mit 297 teilnehmenden Personen gezeigt werden, dass PA den Erfolg ausgeübter Selbstkontrolle in Abhängigkeit der verwendeten Selbstkontrollstrategien beeinflusste: Wenn die gewählte Strategie Flexibilität erforderte (z.B. Ablenkung), gaben die Personen mehr Erfolg an, unerwünschte Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen erfolgreich zu kontrollieren.
Aktuell gibt es eine heiß-geführte Debatte über die Existenz und Größe des Ego-Depletion-Effekts. In Kapitel 4 wurde daher ein Crossover-Design verwendet, welches eine hohe Teststärke innerhalb einer einzelnen Studie ermöglicht. Die Ergebnisse zeigen, dass (a) der Ego-Depletion-Effekt innerhalb der Personen nur gering ausgeprägt war, (b) dieser zudem vom Outcome und der gewählten Analysestrategie abhing und (c) dass Reaktivitätseffekte auftraten, wenn ein expliziter, standardisierter Manipulationscheck für Ego Depletion verwendet wurde.
Zudem konnte in Kapitel 4 gezeigt werden, dass der Ego-Depletion-Effekt stark zwischen den Person variiert, d.h. manche Personen zeigten eine verschlechterte, andere eine verbesserte Leistung nach vorheriger Selbstkontrolle. In Kapitel 5 wurde daher eine alternative Erfassungsmöglichkeit von Selbstkontrolllimitationen eingeführt, bei der nicht nur die Leistung zwischen verschiedenen Bedingungen verglichen wird, sondern zusätzlich erfragt wurde, wie sehr die Personen eine bestimmte Verhaltensweise kontrollieren möchte. Dadurch kann anschließend ermittelt werden, ob Personen mit zuvor ausgeübter Selbstkontrolle dadurch Schwierigkeiten haben, ihr Ziel zu erreichen. Die Ergebnisse in Kapitel 5 verdeutlichen, dass Personen nach Ausübung von Selbstkontrolle eher strengere als mildere Ziele aufstellen, jedoch Schwierigkeiten haben, diese ambitionierteren Ziele zu erfüllen.
In Kapitel 6 wird abschließend diskutiert wie Forschung zu Ego Depletion (a) vom Austausch mit verwandten Forschungslinien wie der Literatur zur mentalen Erschöpfung profitieren, (b) die hohe Variabilität des Ego-Depletion-Effekts erklären und (c) mehr Belege der ökologischen Validität von Selbstkontrolllimitationen liefern könnte.