Emotionale Interferenz, Aufmerksamkeitsprozesse und Emotionsregulation bei Frauen mit prämenstruellem Syndrom (PMS)

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Prämenstruelle Symptome sind ein häufiges Problem bei Frauen im gebärfähigen Alter (Wittchen, Becker, Lieb, & Krause, 2002). Bzgl. diagnostischer Schwierigkeiten, die lange Gegenstand intensive Forschungsbemühungen und Diskussion waren, schafft aktuell der DSM 5 stärkere Klarheit (American Psychiatric Association, 2013), wenngleich viele Fragestellungen beispielsweise zu Subtypen von PMS bzw. PMDD weiterhin offen bleiben (Cirillo, Passos, Lopez, & Nardi, 2014; Epperson et al., 2012). Diese zunehmende Klarstellung diagnostischer Aspekte rückte nun die Rolle von psychologischen Prozessen in der Entstehung und Aufrechterhaltung zunehmend in den Fokus: Theoretische Modelle zur Ätiologie von PMS gehen davon aus, dass insbesondere kognitiv-emotionale Wechselwirkungen für die Entstehung und/ oder Aufrechterhaltung von PMS relevant sind. So postulieren beispielsweise Blake, Gath, and Salkovskis (1995), dass prämenstruelle Symptome durch assoziierte Bewertungen und resultierende Emotionen in einem Teufelskreis immer weiter verstärkt werden. Ein anderes Modell rückt die Rolle von gesellschaftlichen und partnerschaftlich-familiären Anforderungen stärker in den Fokus (Ussher, 2002a, 2003b, 2004). Auch diese Einflüsse werden vermutlich über kognitive Prozesse internalisiert. Die Autoren postulieren, dass aus prämenstruellen Symptomen erst durch spezifisch weibliche Kommunikations- und Interaktionsstrategien ein prämenstruelles Syndrom im Sinne einer behandlungsbedürftigen Störung entsteht. Auch auf empirischer Ebene fand eine Forschergruppe Belege, die darauf hindeuten, dass Frauen mit PMS gegenüber Frauen ohne diese Diagnose veränderte kognitiv-emotionale Verarbeitungsprozesse (beispielsweise Aufmerksamkeitsprozesse und Emotionsregulation) aufweisen, was eventuell darauf hindeuten könnte, dass diese ätiologisch relevant sind (Craner, Sigmon, Martinson, & McGillicuddy, 2013; Craner, Sigmon, & Martinson, 2015; Craner, Sigmon, Martinson, & McGillicuddy, 2014a; Craner, Sigmon, & McGillicuddy, 2014b; Sigmon, Rohan, Boulard, Dorhofer, & Whitcomb, 2000). Die PeMoS-Studie untersuchte ebendiese Prozesse bei Frauen mit und ohne PMS. Nach einer ausführlichen Diagnostikphase, in der die Diagnose PMS gründlich geprüft wurde, schloss sich die eigentliche Erhebung der abhängigen Variablen im Rahmen zweier experimenteller Termine an. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen mit PMS zyklusabhängig veränderte Prozesse der Aufmerksamkeitslenkung in der Emotional Stroop Task (EST; Williams, Mathews, & MacLeod, 1996) aufweisen. Auch scheint es so zu sein, dass Frauen mit PMS zyklusunabhängig emotional reagibler sind und luteal Prozesse automatisierter Emotionsregulation verändert sind, wie sich in der Affect Misattribution Procedure (AMP; Payne, Cheng, Govorun, & Stewart, 2005) zeigte. Bzgl. expliziter kognitiver Emotionsregulation zeigte sich bei Frauen mit PMS eine zyklusunabhängig erhöhte Neigung zu eher dysfunktionalen Strategien im Cognitive Emotion Regulation Questionnaire (CERQ, Garnefski & Kraaij, 2007; Loch, Hiller, & Witthöft, 2011). Die Ergebnisse der PeMoS-Studie lassen keine kausalen Schlüsse darüber zu, ob die gezeigten Veränderungen bei PMS eher Ursache oder Folge prämenstrueller Symptome oder aber beides sind. Weitere Forschungsbemühungen sollten darauf abzielen, die experimentell gefundenen Einflüsse zu replizieren bzw. näher zu spezifizieren. Perspektivisch könnte dann eventuell die Einbindung von Übungen zur Aufmerksamkeitssteuerung und Emotionsregulation die Effektivität existierender psychologisch-psychotherapeutischer Behandlungsansätze bei PMS verbessern.

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