Multizentrische, nicht-vergleichende Interventionsstudie zur Machbarkeit, Praxistauglichkeit und Akzeptanz des bundeseinheitlichen Medikationsplans bei Patienten, Apothekern und Ärzten in Rheinland-Pfalz
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Multizentrische, nicht-vergleichende Interventionsstudie zur Machbarkeit, Praxistauglichkeit und Akzeptanz des bundeseinheitlichen Medikationsplans bei Patienten, Apothekern und Ärzten in Rheinland-Pfalz
Basierend auf dem E-Health-Gesetz (§31a SGB V) haben Patienten, die mehr als 3 Arzneimittel (AM) dauerhaft einnehmen, seit dem 01.10.2016 Anspruch auf Erstellung eines bundeseinheitlichen Medikationsplanes (BMP) durch ihren Hausarzt. Die Machbarkeit, Praxistauglichkeit und Akzeptanz des BMP in der Fläche stehen noch in Frage. In der vorliegenden prospektiven, multizentrischen Studie wurden erstmals die intersektorale und interdisziplinäre Akzeptanz und Nutzung des BMP für 600 Patienten aus 5 Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz und die betreuenden Hausärzte und Stammapotheken untersucht. Wegen der geplanten Einführung des elektronischen BMP (eBMP) wurde eigens ein Internetportal mit Anbindung an eine AM-Datenbank zur Erstellung der eBMP etabliert. Bei Entlassung aus dem Krankenhaus erhielten die Patienten bei einer Beratung durch einen Krankenhausapotheker einen gedruckten BMP. Für 6 Monate nach Entlassung sollten Stammapotheke und/oder Hausarzt die eBMP aktualisieren. Die Evaluation erfolgt durch schriftliche Befragung der Patienten und Leistungserbringer sowie durch Analyse der erstellten eBMP.
601 Patienten, 327 Apotheken und 189 Hausärzte erprobten den eBMP. Insgesamt wurden 2.199 eBMP mit 23.479 AM-Einträgen erstellt. Jeder eBMP umfasste im Mittel 11±5 AM. Rund 21% der älteren Patienten wendeten sogenannte potentiell inadäquate Arzneimittel der Priscus-Liste an. Mittels pharmazeutischer Medikationsanalyse wurden bei Aufnahme und Entlassung aus dem Krankenhaus bei 12% der Patienten Medikationsfehler festgestellt. Die Aktualisierungsrate der eBMP während der 6 Monate Betreuung im niedergelassenen Sektor betrug 39%. Der Abgleich der aktuellen Medikation gemäß Patientenbefragung mit den erstellten eBMP (n=276) zum Zeitpunkt 6 Monate nach Entlassung ergab aktuelle BMP für 37 Patienten (13,4% [37/276]). Der primäre Zielparameter, 80% aktuelle BMP nach 6 Monaten, wurde damit nicht erreicht. Ursache dafür könnte die Erstellung des eBMP in einem primärsystemunabhängigen Internetportal gewesen sein, was für die teilnehmenden Ärzte und Apotheker einen erheblichen Zusatzaufwand bedeutete. Die Aktualisierung eines eBMP im ambulanten Sektor dauerte durchschnittlich 10 min. Die primärsystem-unabhängige Portallösung zeigte sich ambulant nur bedingt geeignet. Zu Studienbeginn stand jedoch keine andere technische Lösung zur Verfügung.
Im Gegensatz dazu ergab die Befragung der Patienten, Apotheker und Ärzte eindeutig die Machbarkeit, Praxistauglichkeit und Akzeptanz des BMP. Die Bereitschaft zur Erstellung von BMP war bei Apothekern und Ärzten gegeben. Das Vorhandensein eines Medikationsplans und die Angabe von Einnahmehinweisen und -gründen (je ≥84%) auf dem BMP wurde befürwortet. Das Patientenwissen zu den Einnahmegründen/-hinweisen verbesserte sich. Die Patienten zeigten keine Präferenz für Apotheker oder Ärzte als Ersteller des BMP. Der eBMP erwies sich zudem als geeignet für die intersektorale und interdisziplinäre Kommunikation der Gesundheitsberufler.
Unter Berücksichtigung aller Zielparameter konnte die Machbarkeit und Akzeptanz des eBMP bei Patienten, Apothekern und Ärzten in Rheinland-Pfalz gezeigt werden. Der eBMP erwies sich praxistauglich als Informationsträger an inter- und intrasektoralen Schnittstellen. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie können bei der weiteren Etablierung des BMP im Gesundheitswesen und der Weiterentwicklung zum eBMP einen wertvollen Beitrag leisten.