Self-deception within the predictive coding framework
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Abstract
In der Arbeit entwickele ich die Oberton Theorie der Selbsttäuschung. Zuerst argumentiere ich dafür, dass eine zufriedenstellende Theorie der Selbsttäuschung den Parsimonitätsansprüchen genügen sollte, Selbsttäuschung von anderen Phänomenen abgrenzen sollte, die Art der Verletzung der Einheit unserer kognitiven Prozesse erklären sollte, sowie der Phänomenologie der Selbsttäuschung gerecht sein sollte (siehe erstes Kapitel).
Aus Parsimonitätsgründen verteidige ich die These, dass das Explanandum der Selbsttäuschung das spezifische Verhalten und das phänomenologische Profil ist, anstatt dass inneren Zustände für Selbsttäuschung als notwendig oder hinreichend angenommen werden müssen. Zuerst stelle ich das verhaltensbasierte (Inkonsistenz + Rechtfertigung als Merkmale) und phänomenologische (Unbehagen + Einsicht als Merkmale) Profil vor. Demnach verfeinere ich dieses sukzessiv: Ich vertrete die These, dass dieses Unbehagen als metakognitives Gefühl verstanden
werden kann, dass etwas beim Informationsverarbeitungsprozess schiefgegangen ist. Ferner habe ich kontrafaktisches zielgerichtetes Streben zum phänomenologische Profil hinzugefügt, das man nicht nur negativ als Unbehagen, einen bestimmten Gedankengang zu verlassen, verstehen könnte, sondern auch positiv als den Drang, den Gedankengang weiterzuführen. Das phänomenologische Profil ist insofern wichtig, als dass es erlaubt, zwischen zwei Arten der Selektion, durch die Selbsttäuschung gewonnen werden kann, zu unterscheiden: der Selektion des epistemischen Gedankengangmodells und der Selektion des Welt-/Selbstmodells des Selbsttäuschers. Im ersten Fall erlangt nur die phänomenologische Signatur des Wissens transparenz, während im zweiten Fall – die durch den Gedankengang erworbene Einstellung als Ganzes. Die konstruktion des epistemischen Gedankengangmodells ist am besten durch das Delphinmodell der Kognition zu beschreiben: Subpersonale kognitive Prozesse sind einer Gruppe von Delphinen ähnlich, die unter der Wasseroberfläche schwimmen. Auf der Wasseroberfläsche – dem epistemischen Gedankengangsmodell – folgt der Inhaber dieses Modells (der Denker) für gewöhnlich nur einem Gedankenpfad und merkt den Wechsel von einem zum anderen Pfad seltener, als es angenommen wird (siehe zweites Kapitel).
In Bezug auf die Funktion der Selbsttäuschung schlage ich vor, dass sie sich zuerst als Mittel zur Verteidigung gegen die Angst vor dem Tod (Ajit Varki & Danny Brower’s Hypothese) entwickelt hat und im Laufe der Veränderung des sozialen Kontextes die Funktion, andere zu täuschen (Robert Trivers‘ Hypothese) im (beschränkten Maße) angenommen hat (siehe drittes Kapitel).
Im letzten Kapitel wende ich die Analysewerkzeuge, die predictive coding bietet, um die zwei Arten der Selektion, durch die Selbsttäuschung hervorgerufen werden kann, zu beschreiben. Hier entwickele ich die Oberton Theorie der Selbsttäuschung, deren Grundgedanke wie folgt aussieht: Während eines Gedankenganges existierend auf der subpersonalen Ebene mehrere Hypothesen, die gleichzeitig getested werden und die sich zueinander wie Obertöne der Basisfrequenz eines Tons verhalten (Musiktheorie). Die Basisfrequenz ist die, die in das epistemische Gedankengangsmodell, oder das phänomenale Selbstmodell inkorporiert wird. Das Abwechsel einer Basisfrequenz durch eine andere fällt einem Denker normalerweise nicht auf und, folglich, fällt ihm auch nicht das auf den entpsrechenden Geadnkengängen basierte inkonsistente Verhalten auf. Ich elaboriere weiterhin, dass bei Selbsttäuschern ständig neue Hypothesen aufgestellt und erforscht werden, anstatt dass der Sachverhalt eindeutig geklärt wird, indem Hypothesen widerlegt werden (siehe viertes Kapitel).