Arzneimittelbezogene Probleme rezeptfreier Hypnotika und Sedativa : eine nichtinterventionelle, apothekenbasierte Querschnittsstudie
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Ein- und Durchschlafprobleme sowie frühmorgendliches Erwachen stellen in Deutschland mit einer Prävalenz von 30,3 % die häufigste Form der Schlafstörungen dar. Die unbefriedigende Schlafdauer kann zu erheblichem Leidensdruck und der Entwicklung von Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen. Aus diesem Grund nehmen viele Patienten vor dem Schlafengehen ein nicht verschreibungspflichtiges Schlafmittel ein. So ergab eine Umfrage aus dem Jahr 2020, dass 6,7 % der deutschen Bevölkerung in den letzten drei Monaten ein entsprechendes Präparat angewendet haben.
Ob und in welcher Häufigkeit arzneimittelbezogene Probleme (ABP) bei der alltäglichen Anwendung von rezeptfreien Schlafmitteln auftreten können und ob sich Unterschiede zwischen einer Phytotherapie und einer Therapie mit Antihistaminika ergeben, wurde im Rahmen dieser Querschnittsstudie untersucht. Deutschlandweit wurden an einer insomnischen Störung leidende Patienten (> 18 Jahre; n = 1909) anhand eines selbst entwickelten Fragebogens befragt.
Bei einem Großteil der Patienten, welche ein Schlafmittel mit einem antihistaminischen Wirkstoff anwendeten traten Medikationsfehler auf. So nahm lediglich ein Drittel der Anwender dieses wie empfohlen zwei Wochen oder kürzer ein. In Bezug auf die Häufigkeit von Nebenwirkungen zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen Antihistaminika und pflanzlichen Präparaten. Am häufigsten traten bei den Antihistaminika Kopfschmerzen auf, bei den Phytotherapeutika Mundtrockenheit. Sowohl die untersuchten Antihistaminika als auch Phytotherapeutika zeigten einen Rebound- sowie Hangover-Effekt. Ebenfalls zu erkennen war in beiden Gruppen eine Toleranzentwicklung und Anzeichen auf eine Substanzkonsumstörung nach DSM-5. Die Unterschiede bezüglich dieser ABP waren nicht signifikant, jedoch zeigte sich, dass besonders jüngere Erwachsene, Männer und Personen, die bereits unter einer anderen Substanzabhängigkeit leiden, unabhängig der Präparatgruppe häufiger ABP angaben als andere Patienten.
Die vorliegenden Daten geben einen Einblick in die Problematik der Selbstmedikation von Ein- und Durchschlafstörungen mittels rezeptfreier Schlafmittel. Es scheint, dass nicht nur bei der Einnahme von Antihistaminika, sondern auch bei pflanzlichen Präparaten diverse arzneimittelbezogene Probleme auftreten. Die Erkenntnisse dieser Studie können in Zukunft dazu dienen, die Arzneimitteltherapiesicherheit für die betroffenen Patienten zu erhöhen.