Sensibilisiert für den Umgang mit älteren Patient*innen : Alterssimulationsunterricht für Medizinstudierende im 1. Fachsemester an der Universitätsmedizin Mainz

Abstract

Hintergrund Auch in der medizinischen Versorgung ist die demografische Alterung der Bevölkerung eindeutig erkennbar. Daher liegt es nahe, bereits frühzeitig im Medizinstudium für die Klientel der älteren Patient*innen sowie deren altersbedingte Einschränkungen zu sensibilisieren. Ziel der Arbeit Ziel ist die Evaluation eines Alterssimulationsunterrichts hinsichtlich Qualität und Nachhaltigkeit und die Untersuchung, ob Studierende bei sich aufgrund der Alterssimulationserfahrungen Veränderungen im empathischen Umgang mit älteren Menschen erkennen. Material und Methoden Eine quantitative Querschnittsstudie wurde in den Jahren 2022 und 2023 online bei 2 Medizinstudierendenkohorten im ersten Semester durchgeführt (n = 180, Rücklauf 40 %). Über den verkürzten Saarbrücker Persönlichkeitsfragebogen wurden Empathiescores ermittelt. Es wurden χ2-Tests nach Pearson, exakter Fisher-Tests sowie Mittelwertvergleiche (t-Tests) und Varianzanalysen (ANOVA, Post-hoc-Tests) berechnet. Ergebnisse Der Alterssimulationsunterricht wird von den Studierenden im Durchschnitt gut bewertet. Die Simulationserfahrungen erleben 91 % als eher bis sehr nachhaltig. Im Mittel können den Studierenden hohe Empathiescores (Mittelwert (M): 32,37, Standardabweichung (SD): 3,99) zugewiesen werden. Im empathischen Umgang mit älteren Menschen geben rund 74 % eine eher bis sehr starke Steigerung (4 bis 5 Punkte auf einer Skala von sehr verringert bis sehr gewachsen) durch die Simulationsübungen an. Diese Steigerung korreliert positiv mit der Höhe des Empathiescores (ANOVA, p = 0,001). Studierende mit praktischen Vorerfahrungen im medizinischen Bereich schätzen den Empathiezuwachs durch die Simulationsübungen geringer als Studierende ohne solche Vorerfahrungen ein (p = 0,001). Diskussion Alterssimulation scheint bereits zu Beginn des Medizinstudiums eine wirksame Lehrmethode zu sein, um bei Studierenden nachhaltig ein empathisches Verständnis für altersbedingte Einschränkungen zu fördern. Besonders Studierende ohne berufliche Vorerfahrungen nehmen durch die Simulationsübungen einen Zuwachs hinsichtlich ihres Einfühlungsvermögens in ältere Menschen wahr.

Background Demographic ageing of the population is now also clearly recognisable in medical care. It is therefore important to start raising awareness for older patients and their age-related limitations early in medical studies. Aim The objective is to evaluate age simulation-based teaching in terms of quality and sustainability and to investigate whether students recognise changes in their empathic interaction with older people because of the age simulation experience. Materials and methods A quantitative cross-sectional study was conducted online in 2022/2023 with two cohorts of medical students in their first semester (n = 180, response rate 40%). Empathy scores were measured using the shortened “Saarbrücker personality questionnaire”. Pearson chi-square tests, Fisher exact tests, mean comparisons (t-tests) and analyses of variance (ANOVA, post hoc tests) were calculated. Results The students rate the age simulation-based teaching lesson well on average. The simulation experiences are perceived as rather to very sustainable by 91%. On average, the students received high empathy scores (mean: 32.37, standard deviation 3.99). Around 74% report a slight to strong increase (4 to 5 points on a scale from very reduced to very increased) in empathic interaction with older people because of the simulation-based teaching exercises. This increase correlates positively with the level of the empathy score (ANOVA, p = 0.001). Students with previous practical experience in the medical field rated the increase in empathy through the simulation exercises lower in comparison to students without such previous experience (p = 0.001). Conclusion Age simulation-based training appears to be an effective teaching method for promoting an empathetic understanding of age-related restrictions in medical students right from the start of their studies. Students without previous professional experience perceive an increase in their empathy for older people as a result of the simulation exercises.