Genderdisparitäten im ärztlichen Rollenverständnis : Untersuchung von Einflussfaktoren auf die Beurteilung der medizinischen Professionalität: eine randomisierte kontrollierte Studie unter Humanmedizinstudierenden : IDEAL-Studie

Abstract

Das vorliegende Forschungsvorhaben untersuchte Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung von Arztpersonen, mit besonderem Fokus auf geschlechterspezifische Unterschiede in der Bewertung ärztlicher Professionalität. Basierend auf aktueller Literatur wurde angenommen, dass weibliche Arztpersonen aufgrund bestehender Genderdisparitäten schlechter bewertet werden als männliche. Die explorative, randomisiert kontrollierte IDEAL-Studie wurde erstmals in dieser Form in Deutschland durchgeführt. Grundlage bildete eine Onlinebefragung unter Humanmedizinstudierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die ein fiktives Fallbeispiel bewerteten. Die Ergebnisse zeigten keinen signifikanten Unterschied in der Bewertung der ärztlichen Professionalität zwischen weiblichen und männlichen Arztpersonen. Auch bei den sekundären Endpunkten ergaben sich keine statistisch signifikanten Geschlechterunterschiede. Die Generalisierbarkeit der Resultate ist aufgrund der spezifischen Kohorte eingeschränkt. Mögliche Ursachen für das Ausbleiben geschlechtsspezifischer Unterschiede könnten in einer unvoreingenommenen Wertehaltung der angehenden Arztpersonen sowie in der intrinsischen Motivation der Studienteilnehmenden liegen. Trotz der Studienergebnisse bestehen in der medizinischen Realität weiterhin strukturelle Benachteiligungen für weibliche Arztpersonen, bedingt durch geschlechterspezifische Stereotype und Bias. Die Förderung eines diskriminierungsfreien Umfelds sowie die Sensibilisierung für Genderdisparitäten sind daher weiterhin erforderlich. Zukünftige Untersuchungen sollten größere Stichproben sowie realitätsnahe Szenarien einbeziehen, um geschlechterspezifische Wahrnehmungsunterschiede differenzierter analysieren zu können.