Differenzierung der Phänotypen des polyzystischen Ovarsyndroms anhand verschiedener klinischer Parameter
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Hintergrund: Circa 8 bis13 % der Frauen in ihrer fertilen Phase, also von der Pubertät bis zur Menopause, sind vom polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) betroffen. Das Spektrum der klinischen Symptome ist sehr heterogen und variiert in seinem Ausmaß. Frauen mit PCOS leiden hauptsächlich unter unregelmäßigen Zyklen (Oligo- oder Amenorrhö), Hyperandro-genismus, Fruchtbarkeitsproblemen und den mit dem metabolischen Syndrom verbundenen Beschwerden.
Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, bestimmte Parameter der verschiedenen PCOS-Phänotypen miteinander zu vergleichen, um festzustellen, ob eine der vier Phänotypgruppen bestimmte Merkmale aufweist, die sie von den anderen Gruppen unterscheidet. Darüber hinaus wollten wir untersuchen, ob sich Unterschiede hinsichtlich des Schwangerschaftsein-tritts zeigen.
Methoden: Bei dieser Studie wurden die Daten von insgesamt 141 Patientinnen retrospektiv betrachtet, die sich im Zeitraum von 2017 bis 2021 in der Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Universitätsmedizin Mainz mit der Diagnose eines PCOS vorstellten. Die Diagnose des PCOS erfolgte bei den Patientinnen nach den Rotterdam-Kriterien des Konsensus der European Society of Human Reproduction and Embryology aus dem Jahr 2003. Diese Kriterien umfassen drei Hauptmerkmale: Hyperandro-genismus oder Hyperandrogenämie, ovarielle Dysfunktion in Form von Oligo- oder Amenor-rhoe und das morphologische Bild der polyzystischen Ovarien. Die Diagnose des PCOS wird gestellt, wenn mindestens zwei der zuvor genannten Kriterien vorhanden sind. Die Patientin-nen wurden weiterhin in vier Phänotypgruppen eingeteilt, wie sie vom National Institute of Health (NIH) im Jahr 2012 während des „Evidence-based Methodology Workshops“ als Klassifikationssystem für PCOS empfohlen wurden: Phänotyp A: Hyperandrogenismus + Oligo-/Anovulationen + morphologisches Bild der polyzystischen Ovarien; Phänotyp B: Hyperandrogenismus + Oligo-/Anovulationen; Phänotyp C: Hyperandrogenismus + morpholo-gisches Bild der polyzystischen Ovarien; Phänotyp D: Oligo-/Anovulationen + morphologisches Bild der polyzystischen Ovarien.
Ergebnisse: Mit Übereinstimmung der meisten Studien zeigt sich, dass circa die Hälfte der PCOS-Patientinnen dem Phänotyp A angehören und zwei Drittel dem „klassischen PCOS“. Der Median des Body-Mass-Index in unserem Patientenkollektiv beträgt 26,4 kg/m². Der Mittelwert des HOMA-IR im Gesamtkollektiv ist erhöht und liegt mit 2,32 im Bereich der herabgesetzten Insulinsensitivität. Der Medianwert des Anti-Müller-Hormons (AMH) beträgt 7,87 ng/ml. Die Phänotypgruppen A und D weisen die höchsten AMH-Spiegel auf, während die Gruppe B den niedrigsten Spiegel aufweist, mit hoher Signifikanz (p < 0,001). Des Weiteren finden wir eine statistisch signifikante positive Korrelation zwischen dem AMH und den Androstendion- sowie Testosteronwerten (p < 0,001). In unserer Studie zeigt sich eine statistisch signifikante negative Korrelation zwischen AMH und BMI im Gesamtkollektiv (p = 0,09). Außerdem zeigt sich eine positive Korrelation zwischen dem LH/FSH-Verhältnis sowie den Testosteron- (p < 0,01) und Androstendionwerten (p = 0,05). Bezüglich des Eintritts einer Schwangerschaft, abhängig vom jeweiligen PCOS-Phänotyp, fanden wir in unserem Kollektiv keine signifikanten Unterschiede. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf den BMI, den HOMA-IR, die Insulindynamik und das LH/FSH-Verhältnis innerhalb der Phänotypgruppen gefunden.
Schlussfolgerung: Die Phänotypgruppen A und D weisen im Vergleich zur Gruppe B signifikant höhere AMH-Spiegel auf. Der Median des AMH beträgt im gesamten PCOS-Kollektiv 7,87 ng/ml. Der AMH könnte daher ein guter prognostischer Faktor für die Diagnose eines PCOS sein, aber nicht bei adipösen Patientinnen. AMH könnte ein prognostischer Faktor für Hyperandrogenämie sein. Adipöse PCOS-Patientinnen haben signifikant häufiger einen niedrigeren AMH-Wert. Die PCOS-Phänotypen zeigen keinen Unterschied in Bezug auf den BMI, die Insulinresistenz, das LH/FSH Verhältnis und die Fruchtbarkeit.