Monitoring minimaler Resterkrankung akuter myeloischer Leukämien mittels NPM1-mutationsspezifischer RT-PCR zwecks prädiktiver Rezidiverkennung
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Die akute myeloische Leukämie ist eine Erkrankung mit einer äußerst heterogenen molekularen Landschaft, dessen Entschlüsselung in den letzten Jahren zu neuen prognostischen und therapeutischen Erkenntnissen geführt hat. Mit etwa 30% ist die NPM1-Mutation der häufigste molekulare Gendefekt, der zur Ausbildung der AML beiträgt. Die Technik der quantitativen Real-Time-PCR ermöglicht heute die NPM1mut als Marker zu messen und dadurch eine minimale Resterkrankung (MRD) im Krankheitsverlauf zu detektieren. Diese Arbeit leistet einen Beitrag zur Ermittlung eines MRD-Grenzwertes für die Prädiktion von morphologischen Rezidiven bei NPM1mut- AML sowie seine prognostische Bedeutung. Ferner zeigen wir die Unterschiede der MRD-Messwerte in den gepaarten Proben zwischen den Laboren der Universitätsmedizin Mainz, der Uniklinik Ulm und dem Leukämielabor München auf. Hierfür haben wir die Daten aus dem Labor der Universitätsmedizin Mainz aus einem Kollektiv von 88 Patienten mit NPM1mut-AML retrospektiv analysiert.
Mit einem MRD-Wert von 1,7 NPM1mut/ABL*100 können wir einen prognostisch hoch signifikanten Grenzwert definieren, ab dem ein morphologisches Rezidiv mit einer Sensitivität von 100% und einer Spezifität von 88,3% zu erwarten ist (AUC 0,98). Die Zeit zwischen dem MRD-Grenzwert und dem morphologischen Rezidiv liegt im Median bei 53 Tagen. Hierbei zeigt sich kein signifikanter Unterschied zwischen Erst- und Zweitrezidiven sowie vor und nach einer Stammzelltransplantation, wobei die Aussage durch die kleine Fallzahl limitiert ist. Für das Patientenkollektiv bei denen eine molekulare Progression messbar wird und es durch eine anschließende Intervention zu keinem Übergang ins morphologische Rezidiv kommt, zeigt sich ein signifikanter Überlebensvorteil gegenüber denen, die anschließend in ein morphologisches Rezidiv übergegangen sind. Diese Ergebnisse beweisen den prognostischen Nutzen einer molekularen Diagnostik zur frühzeitigen Intervention bei NPM1mut-AML. Ebenso können wir einen deutlichen Überlebensvorteil aufzeigen, wenn der MRD-Grenzwert nicht überschritten wird. Hier liegt das OS nach fünf Jahren bei 88%. Wird dieser überschritten, sinkt das OS auf 33%. Diese Ergebnisse decken sich weitestgehend mit den Daten aus anderen Studien. Allerdings sind die Nachbeobachtungszeiträume bei der Grenzwertanalyse in den Studien unterschiedlich gewählt worden. Ebenso sind die Messintervalle teilweise unregelmäßig, was die Vergleichbarkeit und Aussagekraft der Studienergebnisse erschwert. Die Ergebnisse im Vergleich gepaarter Messproben zwischen den Laboren Mainz, Ulm und München bekräftigen den Nutzen eines individuellen Grenzwertes für die einzelnen Labore. Das Labor in Ulm misst im Mittel
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höhere MRD-Werte, das Labor in München im Mittel niedrigere MRD-Werte als das Labor in Mainz. Große Differenzen sind vermutlich auf lange Lagerungs- und Transportzeiten sowie auf die Qualität des Aspirats bei Probenabnahme selbst zurückzuführen. Somit lässt sich durch die hier gewonnen Erkenntnisse klar aufzeigen, dass die MRD Diagnostik wichtige und hoch relevante Aussagen über den Erkrankungsverlauf und dessen therapeutischen Nutzen liefert. Um dies abschließend zu klären bedarf es weiterer Studien mit größeren Fallzahlen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz der überwiegenden Übereinstimmung der Ergebnisse mit den Daten aus anderen Studien ein klinisch einheitlicheres Vorgehen sowie ein definierter Messstandard in der Überwachung der MRD notwendig ist. Damit ließen sich MRD-Grenzwerte einheitlicher nutzen, die Vergleichbarkeit von Studien verbessern und die Evidenz für die prognostische Relevanz der MRD- Diagnostik abschließend sichern.