Minimale hepatische Enzephalopathie oder verminderte Schlafqualität - was beeinflusst Fahrtauglichkeit und Reaktionsvermögen bei Patienten mit Leberzirrhose?
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Leberzirrhose hat nachweislich einen negativen Einfluss auf die Schlafqualität von betroffenen Patienten (24). Das Ausmaß dieser korreliert sowohl mit der Schwere des Krankheitsbildes (Child-Pugh-Stadien) als auch mit dem Auftreten von overter (OHE) und coverter hepatischer Enzephalopathie (CHE) (25). Der Einfluss von OHE und CHE auf das Fahrvermögen von Patienten wurde bereits in Studien untersucht, ohne aber den Einfluss der Schlafqualität dabei näher zu analysieren. Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, ob die verminderte Schlafqualität bei Leberzirrhose Patienten Einfluss auf die Fahrtauglichkeit in Form von Unfällen oder verminderter Reaktionsfähigkeit hat.
Zu diesem Zweck wurden 112 ambulante Patienten mit Leberzirrhose der Uniklinik Mainz rekrutiert. Die Schlafqualität der Probanden wurde mithilfe des Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) und Epworth Sleepiness Scale (ESS) Fragebögen erfasst. Anschließend wurden die Probanden mithilfe des Psychometric Hepatic Encephalopathy Score (PHES) Test auf minimale hepatische Enzephalopathie (MHE) untersucht. In einem weiteren Fragebogen wurde erfasst, ob und wie viele Autounfälle und Verkehrsvergehen sie in den vergangen zwölf Monaten hatten. Abschließend wurde das Reaktionsvermögen im Rahmen eins Virtual Reality (VR) Fahrtest untersucht. Nach sechs Monaten wurden die Probanden erneut nach Unfällen oder anderen Verkehrsvergehen seit der Studienteilnahme befragt.
Das mediane Alter der Studienteilnehmer betrug 60 Jahre. 65 % der Teilnehmenden war männlich. 51,9 % hatten einen pathologisches PSQI Ergebnis, 17,4 % litten unter Tageshypersomnolenz und 14 % wiesen eine MHE auf. 18,8 % der Probanden berichteten entweder über einen Unfall im vergangenen Jahr oder hatten bereits das Autofahren aufgrund von Unsicherheit eingestellt.
In der statistischen Analyse konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen Schlafqualität oder Tageshypersomnolenz und dem Auftreten von Unfällen oder dem Einstellen des Autofahrens feststellen. Gleiches gilt für das Vorliegen einer MHE und dem Auftreten von Unfällen oder dem Aufgeben des Autofahrens.
Ebenfalls konnte kein statistischer Zusammenhang zwischen der Schlafqualität bzw. Tageshypersomnolenz und einer verlängerten Reaktionszeit nachgewiesen werden. Nach multivariabler Analyse hatte allein die Selbsteinschätzung einen sig-nifikanten Einfluss auf Unfälle oder Fahrverzicht aufgrund von Unsicherheit.
Auch ohne nachgewiesenen Zusammenhang von Schlafqualität bei Patienten mit Leberzirrhose und dem Auftreten von Unfällen/Verzicht des Autofahrens sollte die Thematik weitergehend untersucht werden. Neue Forschungsmethoden oder -perspektiven könnten weitere Erkenntnisse und Forschungsansätze liefern, um den komplexen Zusammenhang zwischen Schlaf und Leberzirrhose besser zu verstehen.