Erhebung der aktuellen Versorgungssituation von Patienten mit Vaskulitiden in Rheinland- Pfalz und dem Saarland durch die Befragung von Hausärzten sowie Fachärzten der Fachrichtungen: Angiologie, Dermatologie, Nephrologie, Neurologie, Ophthalmologie und Rheumatologie
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Abstract
Im Rahmen dieser Dissertation erfolgt die Erhebung der aktuellen Versorgungssituation der
Patienten mit Vaskulitiden in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Hierfür erfolgt eine Erhebung
mit Blick auf die Geschlechterverteilung, den Altersdurchschnitt, die Verteilung auf die
verschiedenen Arten von Vaskulitiden, die Hauptsymptome, die zur Therapie eingesetzten
Medikamente, die Anteile zufriedenstellend eingestellter Patienten, die in Verteilung in
Remission befindlicher Patienten, die Dosierungen bei dauerhafter Glukokortikoideinnahme,
häufigste Komorbiditäten und die Diagnosesteller bei Patienten mit rheumatisch entzündlichen
Gefäßerkrankungen. Zusätzlich erfolgt eine Einschätzung der Versorgungssituation durch
klinisch tätige Ärzte aus den entsprechenden Gebieten und eine Erhebung von
Verbesserungsvorschlägen von diesen.
Die Erhebung erfolgte in Form eines Fragebogens, welcher in mehreren Durchläufen per E-
Mail (sowie auf Nachfrage in Papierform) an in Rheinland-Pfalz und dem Saarland
praktizierende Ärzte in der Allgemeinmedizin, Angiologie, Dermatologie, Nephrologie,
Neurologie, Ophthalmologie und Rheumatologie gesandt wurde.
Lediglich in 66 von 115 eingesandten Fragebögen wird von der Behandlung von Patienten mit
Vaskulitiden berichtet.
Bei der Geschlechterverteilung überwiegt der Anteil an Frauen mit 58% deutlich. Dies ist mit
den Angaben der Literatur vereinbar, da von den in dieser Befragung dominierenden Formen
von Vaskulitiden, der Riesenzellarteriitis und Arteriitis temporalis, deutlich häufiger Frauen
betroffen sind (3). Der arithmetische Altersdurchschnitt liegt mit 56,8 Jahren ist ebenfalls
vereinbar mit diesem Erkrankungsbild, welches typischerweise mit einem Erkrankungsbeginn
nach dem 50. Lebensjahr einhergeht (3).
Bei der Betrachtung der Verteilung der Patienten wird mit 51% am häufigsten über Patienten
mit Riesenzellarteriitis und Arteriitis temporalis berichtet. Bei einer geschätzten Prävalenz von
0,04-0,05% der über 50-jährigen Personen in Deutschland ist diese hohe Fallzahl mit den
Angaben in der Literatur vereinbar. Am zweithäufigsten wird über Patienten mit ANCA
assoziierten Vaskulitiden berichtet. Am seltensten hingegen wird über Patienten mit
Polyarteriitis nodosa berichtet. Allgemein betrachtet fällt auf, dass in den verschiedenen
Fachrichtungen bei teils ganz verschiedenen Erkrankungen die höchsten Prävalenzen
beschrieben sind. Bspw. sind bei Dermatologen erwartungsgemäß vorwiegend Patienten mit
Leukozytoklastischen Vaskulitiden vorzufinden, bei Neurologen und Ophthalmologen
hingegen dominieren Patienten mit Riesenzellarteriitiden und Arteriitis temporalis.
Am häufigsten treten als Hauptsymptome der Vaskulitiden Fatigue, B-Symptomatik und
Myalgien auf. Diese sind recht unspezifisch und jeweils bei >= 25% der Patienten vorhanden.
Bei den in Zentren behandelten Patienten sind Lungen- und Nierenbeteiligungen als
Hauptsymptome der Erkrankungen deutlich häufiger beschrieben. Wenig überraschend folgen
die am häufigsten beschriebenen Hauptsymptome den Fachbereichen der entsprechenden
Einsender.
Der Anteil an Patienten, welche mit Glukokortikoiden als medikamentöser Therapie behandelt
werden, liegt mit 55% aufgrund des dominierenden Anteils an Patienten mit Riesenzellarteriitis
und Arteriitis temporalis erwartbar hoch. Auffällig ist, dass in Zentren tätige Rheumatologen
deutlich häufiger den Einsatz medikamentöser Kombinationstherapien als eine Glukokortikoid-
Monotherapie beschreiben.
Bei den zufriedenstellend eingestellten/ in Remission befindlichen Patienten fällt auf, dass
lediglich bei allen Rückläufern aus der Gruppe der Rheumatologen 75% oder mehr der
Patienten subjektiv zufriedenstellend eingestellt sind. Bei 17% der Hausärzte wird angegeben,
dass weniger als 50% ihrer Patienten subjektiv zufriedenstellend eingestellt seien. Zum
Zeitpunkt der Erhebung befinden sich 94% der Patienten in Remission, hierbei sind 17%
therapiefrei, 26% unter Kortisonmonotherapie und 51% unter Immuntherapie.
Ein Anteil von 12% der Patienten nimmt dauerhaft Glukokortikoide in einer Dosis von mehr als
10mg Prednisolon Äquivalent pro Tag ein. 59% der Patienten nehmen Glukokortikoid
Dosierungen bis 10mg Prednisolon Äquivalent pro Tag und 27% nehmen keine
Glukokortikoide dauerhaft ein.
Die häufigsten Komorbiditäten sind mit einem Anteil von 66% kardiovaskuläre Erkrankungen.
Depressionen werden in 39% der Fragebögen als häufigste Komorbidität angegeben und sind
damit die zweithäufigste Komorbidität.
Die Diagnose stellt in 55% der Fragebögen am häufigsten der Rheumatologe. Am
zweithäufigsten stellen mit einer Angabe in 27% der Fragebögen Neurologen die Diagnose
einer Vaskulitis. In lediglich 8% der Fragebögen wurde angegeben, dass Angiologen die
Diagnose stellen.
Insgesamt betrachtet wird die Versorgungssituation mit der Schulnote 3,2 eingeschätzt. Mit 40
Nennungen am häufigsten werden sich mehr und zeitlich schneller verfügbare Termine bei
Rheumatologen gewünscht. Am zweithäufigsten werden mehr Fort- und Weiterbildungen,
sowie eine allgemein bessere Schulung des medizinischen Personals als
Verbesserungsvorschlag angegeben. Eine bessere Vernetzung sowie eine hieraus
resultierende, optimierte und auch schnellere Patientenzuweisung von Ärzten der
Allgemeinmedizin und anderen Fachärzten an Rheumatologen ist ebenfalls ein häufig
genannter Verbesserungsvorschlag.
Weiterer Forschungsbedarf auf dem Bereich der Versorgungssituation von Patienten mit
Vaskulitiden besteht beispielsweise in der detaillierteren Befragung nach derzeit
vorherrschenden Inzidenzen, dem Stand der Digitalisierung, der Frage nach
Informationsquellen bei der Behandlung von Patienten mit Vaskulitiden und bei einer
Selbsteinschätzung zu dem subjektiven Vorhandensein von Fähigkeiten auf den Bereichen
Diagnostik und Therapie von Patienten mit Vaskulitiden.
