Recombinant biomineralizing polypeptides PXSY : structure and dynamics upon the interaction with silica
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Diatomeen bilden Zellhüllen aus Kieselsäure, wobei sie die Morphologie des abgelagerten Silikates auf der Nano- bis Mikroebene kontrollieren. Sie nutzen organische Verbindungen, wie Peptide, Kohlenhydrate und Poly(alkylamin), um die Silikat-Bildung zeitlich und räumlich zu steuern. Da die Silikat-Fällung in Diatomeen unter chemisch milden, physiologischen Bedingungen abläuft, ist deren Biomineraisations-Strategie interessant für Umsetzungen in technischen Applikationen. Insbesondere Polypeptide bieten breite Anwendungsmöglichkeiten, da sie in ihrer Sequenz variiert werden können und somit eine vielseitige Klasse von Biomineralisations-Agenzien darstellen. In dieser Arbeit wurden synthetische, Silikat-biomineralisierende Polypeptide mit hoher kationischer Nettoladung, genannt PXSY, bakteriell exprimiert und in Lösung, als auch während der Interaktion mit Silikat strukturell untersucht. Die PXSY Aminosäure-Komposition ist ähnlich jener der Silaffine, kationischen Peptiden aus Diatomeen welche die in vitro Silikat-Bildung induzieren.
Die bakterielle Synthese der Polypeptide gelang als Fusion mit einer hydrophoben Pro-Sequenz, die die Ablagerung in Einschlusskörpern bewirkt und dadurch schädliche Interaktionen der kationischen Peptide mit Zellbestandteilen (Nukleinsäuren, Membranen) unterband. Nach chemischer Spaltung der Fusion wurden für das längste Polypeptid der PXSY-Serie (P5S3, 50 Aminosäuren, 20 kationische Ladungen) Ausbeuten bis zu 15 µmol pro Liter Expressionskultur erreicht.
In Lösung nehmen die Polypeptide eine gestreckte Konformation mit hohem Anteil an Polyprolin-II-Sekundärstruktur ein. Sie assemblieren, obgleich die kationischen Ladungen eine Abstoßung hervorrufen sollten. Die Assemblierung geht vermutlich zurück auf eine Interaktion der kationischen Aminosäure-Seitenketten mit den Amiden der Peptid-Bindung, die in der gestreckten Konformation exponiert sind. Diese Interaktion ist unter anderem bekannt bei der Bindung von Peptid-Liganden.
In Anwesenheit von P5S3 wird die Bildung von Silikat aus übersättigter Kieselsäure-Lösung (30 mmol/L) unterstützt. Demgegenüber ist die Kieselsäure-Polymerisation in schwach übersättigter Lösung (8,3 mmol/L) bei niedrig mikromolarer P5S3-Konzentration verlangsamt. Die Auflösung von Silikat in ungesättigter Umgebung (1 mmol/L) wird bei niedriger P5S3-Konzentration ebenfalls verzögert.
Die Interaktion mit Silikat verringert in P5S3 den Anteil der gestreckten Konformation, ersichtlich aus Änderungen im Zirkulardichroismus(CD)-Spektrum. Während der Silikat-Auflösung, bei der durchgängig Kieselsäure frei wird, werden im CD zwei Phasen offenbar: zunächst eine zunehmend stärker werdende P5S3-Silikat Interaktion, gefolgt von der P5S3-Freisetzung.
Dies belegt erstmalig die dreifache Wirkung eines biomineralisierenden Polypeptides in der i) induzierten Silikat-Bildung, ii) verzögerten Kieselsäure-Polymerisation und iii) verlangsamten Silikat-Auflösung. Die CD-spektroskopische Untersuchung zeigt, dass diese Wirkungen auf die gleiche Peptid-Silikat Interaktion zurückgehen und von der jeweiligen Kieselsäure- und Peptid-Konzentration bedingt werden.