Vergleichende Untersuchungen zu Todesart und Todesursache bei Pflegeheim- und Nicht-Pflegeheimbewohnern

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Abstract

Hintergrund Die Qualität der ärztlichen Leichenschau wird häufig diskutiert. Gerade bei älteren Verstorbenen erschweren Multimorbidität oder fehlende Informationen zur Krankenvorgeschichte die Benennung der Todesursache. Es wurde ausgewertet, ob bei Pflegeheim- und Nicht-Pflegeheimbewohnern Unterschiede im Hinblick auf die Attestierung der Todesart und -ursache sowie Anordnung einer Obduktion bestehen. Material und Methode Retrospektiv wurden aus rechtsmedizinischen Fallakten die Angaben zu Todesart und -ursache auf den Todesbescheinigungen mit den Ergebnissen der im Zeitraum von 2007 bis 2018 durchgeführten Obduktionen bei über 60-jährigen Verstorbenen verglichen. Ferner wurden die Gründe für die Anordnung einer Obduktion ausgewertet. Das Kollektiv wurde in die Gruppen Pflegeheimbewohner und Nicht-Pflegeheimbewohner unterteilt. Ergebnisse Ausgewertet wurden 2278 Fallakten (11,3 % Pflegeheimbewohner, 88,7 % Nicht-Pflegeheimbewohner). Bei Pflegeheimbewohnern bedurften v. a. Sturzereignisse (54,4 %) der rechtsmedizinischen Abklärung, bei Nicht-Pflegeheimbewohnern ärztliche Interventionen und Verletzungen (jeweils ca. 35 %). Die Todesart auf der Todesbescheinigung stimmte bei 69,8 % der Pflegeheimbewohner und bei 73,0 % der Nicht-Pflegeheimbewohner mit dem Obduktionsergebnis überein. Bei 14,1 % der Pflegeheimbewohner und 25,4 % der Nicht-Pflegeheimbewohner wurde autoptisch statt einer natürlichen eine nichtnatürliche Todesart festgestellt. Die Übereinstimmung der Todesursache lag bei Pflegeheimbewohnern bei 66,0 %, bei Nicht-Pflegeheimbewohnern bei 73,1 %. Schlussfolgerung Die Leichenschau sollte auch bei älteren Verstorbenen, insbesondere Pflegeheimbewohnern, kritisch erfolgen, und es sollte häufiger eine Obduktion zur Klärung der Todesart und -ursache angestrebt werden.

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Rechtsmedizin, 32, Springer, Berlin u.a., 2022, https://doi.org/10.1007/s00194-022-00563-3

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