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Autoren: Gutmann, Isabel
Titel: Verhaltensphysiologische Experimente zur Erkennung und Unterscheidung menschlicher Gesichter beim Haushund (Canis familiaris)
Online-Publikationsdatum: 5-Okt-2011
Erscheinungsdatum: 2011
Sprache des Dokuments: Deutsch
Zusammenfassung/Abstract: In der vorliegenden Arbeit wurde die Fähigkeit von Hunden zur Erkennung und Unterscheidung menschlicher Gesichter untersucht. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Verhaltensexperimente mit fünf Hunden durchgeführt. Zunächst wurden die Hunde darauf dressiert, ein einlaminiertes DIN A4 Blatt mit einem Gesicht im Zentrum in der dafür vorgesehenen Apparatur mit der Schnauze zu berühren. Bei der Dressur wurden immer zwei Folien präsentiert, wobei nur eine Wahl, nämlich die des Dressurgesichts, durch Futtergabe belohnt wurde. Nach Abschluss der Dressurphase wurden die Hunde in Generalisationstests mit neuen Gesichtern konfrontiert, die für uns Menschen wenig bis keine direkte Ähnlichkeit mit dem Dressurgesicht aufwiesen. Um herauszufinden ob Hunde sich an der Größe orientieren, wurden einige der zuvor getesteten Gesichter um die Hälfte und mehr verkleinert. All diese Veränderungen beeinträchtigten die Fähigkeit der Hunde nicht, das Dressurgesicht bevorzugt zu wählen. Diese Ergebnisse veranlassten die Versuchsleiterin zu testen, ob Hunde sich an verschiedenen Bereichen im menschlichen Gesicht orientieren oder das Gesicht als Ganzes wahrnehmen. Zur Beurteilung wurden den Hunden abgeänderte Gesichter zum Einen ohne Haare und Ohren und zum Anderen nur Haare und Ohren ohne das Gesicht (homogen graue Fläche) präsentiert. Hier hatten die Hunde deutliche Schwierigkeiten, wenn die äußeren Konturen nicht mehr vorhanden waren. Bei diesen Versuchen blieben die Wahlen der Hunde nahe dem Zufallsniveau von 50%. Das Fehlen des Gesichts als solches erwies sich als unproblematisch, da allen Hunden die äußeren Konturen, in diesem Fall Haare und Ohren ausreichten, um das Dressurgesicht mit einer Wahlhäufigkeit signifikant über 70% wiederzuerkennen. Abschließend wurde untersucht, ob sich die Hunde durch das Zusammensetzen von zwei bzw. drei unterschiedlichen Gesichtern in ihrem Wahlverhalten beeinflussen lassen. Dazu wurden zwei unterschiedlichen Haarpartien verschiedene Gesichter zugeordnet. Ähnelten sich die äußeren Konturen fiel es den Hunden in dieser Versuchsreihe schwer die Dressurhaare wieder zu erkennen. Unterschieden sich die äußeren Konturen für unser menschliches Auge deutlich, so wählten alle Hunde die Haare und Ohren des Dressurgesichts mit einer Wahlhäufigkeit signifikant über dem Schwellenwert von 70%. Somit ist zu vermuten, dass sich im Laufe der Domestikation beim Hund keine Hirnregion ausgebildet hat, die speziell für die Gesichtserkennung von Menschen verantwortlich ist. Aus den Ergebnissen dieser Arbeit zur Gesichtserkennung beim Hund wird deutlich, dass es dem Hund möglich ist, Gesichter voneinander zu unterscheiden. Allerdings orientiert sich der Hund nicht an bestimmten Gesichtsregionen, sondern nutzt die äußeren Konturen als Wiedererkennungsmerkmal. Aus diesem Grund finden sich häufig Unsicherheiten bei Hunden, wenn ihnen bekannte Menschen plötzlich mit Hut oder Mütze begegnen und eine Erkennung über den Geruchssinn und die Stimme noch nicht stattgefunden hat. Bei der Beurteilung der Ergebnisse muss beachtet werden, dass den Hunden das menschliche Gesicht in Form von Bildern präsentiert wurde und somit keine Beeinflussung durch Bewegung im Gesicht gegeben war. Da das Bewegungssehen beim Hund sehr gut ausgebildet ist, achtet er im Alltag des Menschen sehr wahrscheinlich außerordentlich gut auf Augenbewegungen und Gesichtsmuskelbewegungen, um mit dem Sozialpartner Mensch zu kommunizieren. Weiterhin wäre es interessant herauszufinden, ob die Orientierung an den äußeren Konturen eine Folge der Domestikation und somit eine Adaptation an den Menschen und sein Ökosystem ist, oder ob Wölfe auch dazu in der Lage wären.
This dissertation tested whether dogs are able to recognize and discriminate human faces or not. For this reason five dogs were tested in behavioural experiments. First of all the dogs were trained to touch a laminated DIN A4 sheet with a face in the middle of it with their noses. In the dressage there were always two sheets presented but only one choice, the choice of the dressage-face, was rewarded with food. After finishing the dressage the dogs were confronted with new faces in the generalisation tests. These faces had little or no clear similarity with the dressage-face. To find out if dogs orientate themselves on the size some of the faces used in the generalisation tests were minimized to half or more. All these changes did not influence the dogs’ ability to choose the dressage-face. These results caused the researcher to research if dogs concentrate on special facial regions in human faces or if they see it as a whole. To judge this the pictures with the faces had been modified. In one trial the faces were presented without hair and ears in another trial only hair and ears without the face (homogeneous grey area) were shown. In these experiments all dogs had considerable difficulties if the outer contours were missing as the dogs’ choices rested near the chance level of 50%. If the face as such was missing there was no problem of discriminating because all dogs chose the dressage-face significantly more than 70%. Finally tests were chosen to find out if the choice behaviour is affected if two or three faces were combined. Therefore two different sets of hair were allocated to two different faces. If the outer contours were similar dogs could hardly discriminate the hair of the dressage-face. If the outer contours differed clearly for the human eye the dogs chose the hair and ears of the dressage-face with a frequency significantly more than 70%. Consequently, it is assumed that in the course of dogs’ domestication no special brain region for human face recognition has been developed. The results of this dissertation show that dogs are able to discriminate between human faces. But dogs do not orientate themselves on special face regions but they use outer contours as identifying features. Therefore we often find insecurity in dogs’ behaviour if familiar people wear a hat or a cap and they do not recognize the person due to smell or voice. When judging the results it is important to know that the human faces were shown in terms of pictures. Consequently there was no influence by movement in the face. Dogs are exceptionally good in movement viewing and for that reason they are very likely to pay high attention to eye and muscle movement in order to communicate with their social human partner. Furthermore it would be important to find out whether the orientation on the outer contour was a process of domestication and therefore an adaptation to the human being and his ecological system or if wolves are also able to discriminate in this way.
DDC-Sachgruppe: 570 Biowissenschaften
570 Life sciences
Veröffentlichende Institution: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Organisationseinheit: FB 10 Biologie
Veröffentlichungsort: Mainz
ROR: https://ror.org/023b0x485
DOI: http://doi.org/10.25358/openscience-3190
URN: urn:nbn:de:hebis:77-28830
Version: Original work
Publikationstyp: Dissertation
Nutzungsrechte: Urheberrechtsschutz
Informationen zu den Nutzungsrechten: https://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/
Umfang: 132 S.
Enthalten in den Sammlungen:JGU-Publikationen

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