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dc.contributor.authorMarx, Caroline Maria-
dc.date.accessioned2021-07-26T10:26:38Z-
dc.date.available2021-07-26T10:26:38Z-
dc.date.issued2021-
dc.identifier.urihttps://openscience.ub.uni-mainz.de/handle/20.500.12030/6110-
dc.description.abstractDie Folgen sexuellen Missbrauchs sind in der Literatur vielfach beschrieben: Erfahrungen von Missbrauch hinterlassen bei den Betroffenen tiefgreifende Spuren und führen bei den Opfern häufig zu psychischen und physischen Folgen, die sie ein Leben lang beeinträchtigen [1-4]. Durch das anhaltend hohe Vorkommen sexueller Gewalt an Kindern [5-8] und die steigenden Fälle an Konsum von Missbrauchsabbildungen [9], dessen Dunkelziffer als vielfach höher geschätzt wird, rücken auch die Täter pädosexueller Übergriffe verstärkt in den Fokus. Ziel ist dabei eine bessere therapeutische Versorgung von Patienten mit pädophiler Neigung zur Prävention potentieller sexueller Übergriffe an Kindern und Jugendlichen. Als ein hauptsächlicher Risikofaktor für sexuelle Übergriffe gelten dabei paraphile Interessen sowie der Konsum von Missbrauchsabbildungen [3, 10-12]. Hinsichtlich paraphiler Interessen wird die Prävalenz einer pädophilen Neigung innerhalb der deutschen männlichen Bevölkerung auf ca. 1% geschätzt [13]. Angesichts weiterer notwendiger Präventionsangebote wurde 2015 die Mainzer Präventionsambulanz als ein Standort des deutschlandweiten Netzwerks des Projekts „Kein Täter werden - Lieben Sie Kinder mehr als Ihnen lieb ist (Projekt Dunkelfeld)“ an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, implementiert. Dieses Angebot bietet für Teilnehmer eine anonyme, kostenfreie Beratung und Behandlung [14, 15]. Die Therapie ist gruppenbasiert und fußt auf den drei Säulen Psychotherapie, Sexualmedizin und Pharmakotherapie [16]. Im Kontext der vorliegenden Arbeit werden Daten der Mainzer Präventionsambulanz ausgewertet. Ziel ist es, auf dieser Grundlage das Krankheitsbild der Pädophilie klinisch zu charakterisieren und über klinisch-therapeutische Schlussfolgerungen die notwendige therapeutische Versorgung dieser Patientengruppe zu erweitern (Studie 1). Darüber hinaus wird der Einfluss von Kindheitsbelastungen bei Menschen mit Pädophilie bzw. Konsum von Missbrauchsabbildungen analysiert (siehe Studie 2) und untersucht, inwiefern sich Unterschiede hinsichtlich der sexuellen Präferenz oder des Deliktstatus aufzeigen lassen. Zentral in Studien 2 ist der Einbezug verschiedener Vergleichsgruppen, um ein differenziertes Bild auf dieses spezifische Krankheitsbild zu entwickeln. Es wurden Daten von bis zu N= 101 der Stichprobe pädophiler, männlicher Patienten, welche die Präventionsambulanz kontaktierten, in die Studien 1 und 2 (Kapitel II, II) einbezogen (Stichprobengröße abhängig vom Erhebungszeitraum). Zur differenzierten Analyse wurde eine repräsentative Stichprobe der deutschen, männlichen Bevölkerung (N= 1002) und ambulanter Psychotherapiepatienten (N= 1127), entgegengestellt (Vgl Kapitel III).Im Rahmen der Charakterisierung der Inanspruchnehmer der Präventionsambulanz konnte ermittelt werden, dass weniger als die Hälfte der kontaktaufnehmenden Personen (N= 276) zu einem Erstgespräch erschienen (N= 92). Häufigster Kontaktanlass war Angst vor Kontrollverlust sowie ein laufendes Strafverfahren. Meist wurde ein gemischtes Störungsbild mit pädo-, hebe-, teleiophilen (kindliches, präpubertäres, erwachsenes Körperschema) Präferenzanteilen im Rahmen der Sexualanamnese diagnostiziert. Ein erheblicher Anteil litt unter komorbiden psychischen Störungen (siehe Studie 1, Kapitel II). Die Charakterisierung der erinnerten Missbrauchserfahrungen der Patientengruppe zeigte signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (Patienten mit Pädophilie, ambulante Psychotherapiepatienten, Allgemeinbevölkerung). Patienten mit Pädophilie berichteten die meisten Kindheitsbelastungen (emotionaler, physischer, sexueller Missbrauch sowie physische und emotionale Vernachlässigung) und Psychotherapiepatienten zeigten mehr Belastungen als die Allgemeinbevölkerung (siehe Studie 2, Kapitel III). Limitatierend sind zunächst Aspekte der Datenerhebung zu benennen: Die Datenerhebung bei den Patienten mit Pädophilie wurde möglicherweise durch eine reduzierte Offenbarungsbereitschaft und große Stigmatisierungsängste im Erstgespräch eingeschränkt. Ferner sollten in der weiterführenden Forschung die Gruppen von Tätern und Nicht-Tätern differenziert untersucht werden [17], was aufgrund der kleinen Stichhprobe bei der Untersuchungsgruppe den pädophilen Patienten nicht möglich war. In den Vergleichsstichproben (Allgemeinbevölkerung, psychosomatische Patienten) wurde keine Sexualanamnese erhoben, sodass eine Diagnose der Pädophilie Diagnose nicht auszuschließen ist. Bezüglich der verwendeten Messinstrumente, weist das verwendete Fragebogeninventar eine diagnostische Stärke auf, gleichzeisollte kritisch der Einfluss eines möglichen Recall Bias bedacht werden [18]. Insgesamt ist die Entwicklung der Pädophilie sicherlich multifaktoriell zu verstehen. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass ein signfikanter Zusammenhang zwischen aversiver Kindheitserfahrungen und einer pädophilen Neigung besteht (siehe Studie 2, Kapitel III). Weiterhin wird diskutiert, dass eine Berücksichtigung möglicher suchtartiger Entwicklungen und suchtartigen Verhaltens notwendig ist. Hiervon ausgehend vermuten wir bei Patienten mit Pädophilie starke Defizite in der Affekt- und Selbstwahrnehmung, welche zu Schwierigkeiten im Umgang mit eigenen Affekten sowie zu interpersonellen Problemen führen und möglicherweise einen innerpsychischen Rückzug bedingen. Ähnlich konzeptualisieren Berry und Berry [19] das Krankheitsbild der Onlinesex-Sucht und stellen erste Therapieansätze vor. Vor dem Hintergrund könnte ein umfassendes Verständnis über die Zusammenhänge von aversiven Kindheitserfahrungen, der Verarbeitung von Affektzuständen und der Entwicklung pädophiler Neigungen auch die psychotherapeutischeVersorgung dieser Patienten verbessern. Die beschriebenen Erkenntnisse sollten in weiteren Studien mit größeren Stichproben überprüft werden und darüber hinaus für eine elaboriertere Konzeptualisierung des Krankheitsbildes mit dem Ziel der Weiterentwicklung des Behandlungsangebots genutzt werden.de_DE
dc.language.isogerde
dc.rightsInCopyright*
dc.rights.urihttp://rightsstatements.org/vocab/InC/1.0/*
dc.subject.ddc150 Psychologiede_DE
dc.subject.ddc150 Psychologyen_GB
dc.subject.ddc300 Sozialwissenschaftende_DE
dc.subject.ddc300 Social sciencesen_GB
dc.subject.ddc610 Medizinde_DE
dc.subject.ddc610 Medical sciencesen_GB
dc.titleCharakterisierung und Konzeptualisierung des Störungsbildes der Pädophiliede_DE
dc.typeDissertationde
dc.identifier.urnurn:nbn:de:hebis:77-openscience-ee0424d0-ad48-4d96-97f6-7d25d0ca20ce9-
dc.identifier.doihttp://doi.org/10.25358/openscience-6101-
jgu.type.dinitypedoctoralThesisen_GB
jgu.type.versionOriginal workde
jgu.type.resourceTextde
jgu.date.accepted2021-06-17-
jgu.description.extent63 Blätter, Illustrationende
jgu.organisation.departmentFB 04 Medizinde
jgu.organisation.year2020-
jgu.organisation.number2700-
jgu.organisation.nameJohannes Gutenberg-Universität Mainz-
jgu.rights.accessrightsopenAccess-
jgu.organisation.placeMainz-
jgu.subject.ddccode150de
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jgu.organisation.rorhttps://ror.org/023b0x485
Appears in collections:JGU-Publikationen

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